Extreme Niederschläge

Das Hochwasser hielt Salzburg in Atem

Salzburg
29.08.2023 06:00

Die heftigen Niederschläge der vergangenen 24 Stunden haben ihre Spuren hinterlassen. Häuser wurden überflutet, Straßen gesperrt und Täler abgeschnitten. Schlimm erwischte es vor allem die Gemeinden im Salzburger Pongau und Pinzgau.

Schon in den frühen Morgenstunden fing der Pegel der Salzach in Mittersill rasant zu steigen an. Kurz vor 14 Uhr musste die Brücke im Stadtzentrum dann angehoben werden. Knapp unter 5,40 Meter war die Salzach bereits hoch. „Immer wenn bei uns im Ort die Brücke angehoben wird, dann weiß man, jetzt wird’s brenzlig“, sagt Mittersills Bürgermeister Wolfgang Viertler. „Und das gilt für weit über unsere Gemeindegrenzen hinaus.“

Ferienlager evakuiert
Der Mittersiller Stadtchef sollte recht behalten: In Neukirchen wurden drei Personen aus ihren Häusern evakuiert, in Niedernsill vorsorglich 110 Kinder aus einem Ferienlager übersiedelt. Mittersill überstand den Dauerregen ohne größeren Schaden. Einige teils natürliche Rückhalteflächen wurden dennoch geflutet. Auch der vor knapp zwei Wochen von den Unwettern betroffene Stadtteil Rettenbach samt seines engen Bachbetts kam diesmal glimpflich davon.

Weit über den Oberpinzgau hinaus hatte der Dauerregen aber das Land fest im Griff. Innerhalb von 24 Stunden fielen massive Niederschlagsmengen vom Himmel. Tief in den Tauerntälern kamen bis zu 130 Liter Regen pro Quadratmeter zusammen, in Rauriser- und Gasteinertal waren es etwa 100 Liter.

Bekannter Wasserfall als brauner Sturzbach
Für mehrere Rückhaltebecken in den Tälern wurden die Wassermassen zu viel. In Rauris ging ein Schutzbecken über und flutete eine Straße im Ortsteil Bucheben. Die Straße ins Tal blieb in den Nachtstunden auf Dienstag gesperrt. In Gastein zeigte sich der bekannte Wasserfall im Zentrum von seiner wildesten, braunen Seite. Die Gasteiner Ache führte derart viel Wasser, dass sie an mehreren Stellen übers Ufer trat.

Schlimm traf es vor allem Bad Hofgastein. Bereits am Nachmittag wurde dort ein 30-jährliches Hochwasser erreicht. Schutzbauten halfen teils nicht mehr. Das Wasser aus den Tauern bahnte sich in der Ache den Weg durchs Tal.

In Hallein schaute die Salzach bedrohlich aus. Erstmals wurden auch die neuen Schutzbauten am Kothbach aktiviert. (Bild: Markus Tschepp)
In Hallein schaute die Salzach bedrohlich aus. Erstmals wurden auch die neuen Schutzbauten am Kothbach aktiviert.
In Bad Hofgastein wurden zahlreiche Keller und Häuser von der Ache überflutet. (Bild: GERHARD SCHIEL)
In Bad Hofgastein wurden zahlreiche Keller und Häuser von der Ache überflutet.

B311 bei Schwarzach gesperrt
Ähnlich war die Situation im benachbarten Großarltal. Dort flutete die Ache etwa einen Parkplatz, die Feuerwehr schützte ein benachbartes Hotel gerade noch mit Sandsäcken. Ein Felsbrocken stürzte auf die Straße ins Ellmautal. Bis in die Abendstunden blieb auch die Straße nach Großarl und Hüttschlag gesperrt. Bei Schwarzach schwappte die Salzach auf die B311. Die wichtige Verbindung zwischen Pongau und Pinzgau war unterbrochen, auch der Zugverkehr stand still.

Fließgewässer wurden zur Bedrohung. Keller und Garagen standen bis zur Decke unter Wasser. (Bild: GERHARD SCHIEL)
Fließgewässer wurden zur Bedrohung. Keller und Garagen standen bis zur Decke unter Wasser.

Die beiden größten Pongauer Orte traf es heftig. Während in St. Johann der Golfplatz und angrenzende Keller unter Wasser standen, erwischte es in Bischofshofen einen Stadtteil. Trotz Hochwasserschutz wurden an die zehn Häuser überflutet, auch das Elternhaus von Bürgermeister Hansjörg Obinger.

1000 Helfer, 200 Einsätze
Insgesamt waren im ganzen Land mehr als 1000 Feuerwehrleute im Einsatz. Sandsäcke gingen aus und Pumpen liefen auf Hochtouren. Während im Pinzgau und Pongau am Abend Entspannung in der Hochwassersituation einkehrte, rüstete sich die Landeshauptstadt auf ihren Pegelhochstand.

Laut Hydrografischem Dienst sollte die höchste Marke der Salzach in der Stadt mit bis zu 6,5 Metern erst gegen Mitternacht erreicht werden. Der Hochwasserschutz wurde in der ganzen Stadt vorsoglich aufgebaut. Helfer und Einsatzkräfte werden aber noch die kommenden Tage gefordert sein.

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