Verheerender Großbrand
Johannesburg: Besetztes Haus wurde zur Todesfalle
Im Zentrum der südafrikanischen Metropole Johannesburg sind 74 Menschen bei einem Großbrand in einem Gebäude ums Leben gekommen - offiziell stand es leer, tatsächlich war es von Hunderten Menschen besetzt. Unter den Toten seien zwölf Kinder, teilten die Behörden nach Abschluss der Bergungsaktion am Donnerstag mit.
Mindestens 52 weitere Menschen seien verletzt worden, teilte der Sprecher des örtlichen Rettungsdienstes, Feuerwehrmann Robert Mulaudzi, mit. Das jüngste Opfer sei etwa eineinhalb Jahre alt, sagte Mulaudzi vor Journalisten. „Ich habe so etwas noch nie in meinen 23 Jahren im Dienst erlebt“, sagte er. „Es ist ein sehr trauriger Tag.“ Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa reiste kurzfristig nach Johannesburg.
Hunderte Menschen hausten in Gebäude
Das Feuer war in der Nacht zum Donnerstag in einem fünfstöckigen Gebäude in der Innenstadt der Metropole ausgebrochen. Das Gebäude stand offiziell leer, tatsächlich hausten aber Hunderte Menschen illegal darin. Rund 300 Menschen in 141 Haushalten seien durch den Brand obdachlos geworden, teilte der auf Provinzebene für Infrastruktur und Siedlung zuständige Regierungsbeamte Lebogang Maile mit. Die Behörden hätten nun Pläne für die Umsiedlung der Betroffenen erstellt.
Rettungskräfte durchkämmten das Gebäude am Donnerstag systematisch auf der Suche nach weiteren Opfern. Wie Mulaudzi beschrieb, hatten die Hausbesetzer in jedem der Stockwerke Dutzende „Hütten“ eingerichtet, um sich ihre Wohnräume abzuschirmen. Dies dürfte dazu geführt haben, dass die Menschen bei ihrem Versuch zu fliehen eingeschlossen wurden. Wie viele Menschen sich zum Zeitpunkt des Feuers in dem Gebäude aufhielten, blieb unklar.
Da es in illegal besetzten Gebäuden keine Stromversorgung gebe, liege die Vermutung nahe, dass Kerzen oder ein Kochfeuer den Brand verursacht haben könnten, sagte Mgcini Tshwaku, ein Beamter für Öffentliche Sicherheit der Stadt Johannesburg, dem Fernsehsender eNCA. Die Klärung der Brandursache stand noch aus.
Viele Gebäude im Zentrum stehen leer
Die Stadtmitte Johannesburgs gilt als heruntergekommen und gefährlich. Firmen und Geschäfte sind aufgrund der hohen Kriminalitätsrate schon vor vielen Jahren in umliegende Bezirke gezogen. Somit stehen zahlreiche Gebäude im Stadtzentrum leer, viele davon sind von Obdachlosen besetzt. Immobilieneigentümer haben dort schon seit langem aufgehört, ihre Grundstücke, deren Markt- und Mietpreise verfallen sind, instand zu halten.
Nach Angaben Mailes gehörte das Gebäude der Stadt Johannesburg und war zuvor an einen Verein vermietet worden, der sich für den Schutz misshandelter Frauen einsetzte. Die Organisation sei aber „aus Sicherheitsgründen“ später aufgelöst worden. Bei einer Durchsuchung der Räume durch Polizei und Sicherheitsbehörden zu einem nicht näher genannten Zeitpunkt habe es Festnahmen gegeben. Damals habe man bereits festgestellt, dass Miete für die Räume verlangt worden sei.
„Ein ungesunder, dreckiger Ort“
Vor der Absperrung am Gebäude versammelten sich am Donnerstag zahlreiche Menschen, die auf Nachrichten von Angehörigen warteten. Die südafrikanische Zeitung „Times“ sprach mit einer Frau, die nach ihrem Bruder suchte. Der Vater von fünf Kindern lebte ihren Angaben nach in dem Gebäude, nachdem er auf Arbeitssuche aus seiner Heimatprovinz nach Johannesburg gekommen war. „Er lebte im dritten Stock, ganz am Ende des Flures. Ich habe ihn regelmäßig besucht“, berichtete die Frau. Ihr Bruder sei Anwalt gewesen, habe aber für einen Lebensmittelkonzern gearbeitet. Eine bessere Unterkunft habe er sich nicht leisten können. „Es ist ein ungesunder und dreckiger Ort.“
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.