Was Kiew bezweckt
Drohnen über Moskau: Nervende Nadelstiche
Beinahe täglich gibt es ukrainische Drohnenangriffe auf Russlands Hauptstadt. Der militärische Nutzen ist gering. Aber darum geht es nicht.
Russlands Großstädte wie die Hauptstadt Moskau sind vermehrt Luftangriffen mit Drohnen ausgesetzt. In den Grenzregionen zur Ukraine sorgen diese Angriffe für erheblichen Schaden und Todesopfer. Nach Einschätzung des britischen Geheimdienstes offenbaren die Drohnenangriffe Schwächen in der russischen Flugabwehr. Im August habe Russland etwa 25 einzelne Drohnenangriffe hinnehmen müssen.
Wie ist es möglich, dass ein kriegführendes Land mit einer der vermeintlich mächtigsten Armeen der Welt seine eigenen Städte – oft fernab der Front – nicht vor Luftangriffen schützen kann?
Klein, langsam, unscheinbar
Experte Gustav Gressel vom European Council of Foreign Relations erklärt: „Das Routineproblem ist die Größe und die Geschwindigkeit. Die Drohnen fliegen im selben Geschwindigkeitsbereich wie ein schnelleres Auto.“
Flugabwehrsysteme sind aber in der Regel auf große und schnelle Objekte kalibriert: Raketen, Flugzeuge, Hubschrauber. „Eine Drohne von der Größe eines Autos kann eigentlich relativ unbeschadet sehr weit fliegen“, bestätigt auch Militärexperte Oberst Markus Reisner. Weswegen Drohnen oft im Luftraum über Autobahnen fliegen.
Für Gressel ein nicht unwesentlicher Punkt ist auch der fehlende Automatisierungsgrad der russischen Luftabwehr. Und dass viele Geschütze schlicht an der Front in der Ukraine gebraucht werden.
Eindeutige Botschaft
Für Oberst Reisner ist ein wesentliches Element aber die Informationshoheit. Denn der militärische Nutzen dieser Drohnenangriffe ist bis auf wenige Ausnahmen „sehr überschaubar“. Was wird aber mit diesen laufenden Angriffen vermittelt: „Die Russen sind nicht in der Lage, ihre Städte zu verteidigen“, erklärt Reisner. Und zweitens: „Wir tragen den Krieg zu euch nach Hause.“
Durch diese Nadelstiche an Angriffen aus der Luft behält die Ukraine die Deutungshoheit über den sogenannten Informationsraum und suggeriert, dass das militärische Momentum auf ihrer Seite ist.
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