Vertagt wurde der Prozess gegen jenen Mühlviertler, der im Vollrausch seinen Freund, einen Türken, mit einem zwei Tonnen schweren Auto dreimal überfahren hatte, weil es beim Kartenspielen zu einem Streit gekommen war. Eigentlich sollte es am Freitag zu einem Urteil kommen, doch der Anwalt stellte am ersten Verhandlungstag einen Antrag.
Der Mordversuchsprozess gegen einen 36-Jährigen, der in Schwertberg (Bezirk Perg) absichtlich mit einem SUV einen 50-Jährigen dreimal umgefahren und schwer verletzt haben soll, ist Donnerstagabend vertagt worden. Der Verteidiger beantragte ein psychiatrisches Gutachten. Der Angeklagte hatte vor Gericht behauptet, am Tag des Vorfalls Beruhigungstabletten genommen und Alkohol getrunken zu haben.
Die fehlende Erinnerung an den Vorfall, die der Angeklagte mehrfach vor Gericht ansprach, erklärte der Rechtsanwalt damit, dass es möglicherweise zu einem Zusammenspiel von Alkohol und Tabletten gekommen sei. Daher gehöre auch die Frage der Zurechnungsfähigkeit gutachterlich geklärt. Sein Mandant will am Tag des Zwischenfalls morgens und am frühen Nachmittag jeweils drei Tabletten genommen haben. Diese habe er schon früher im Zuge von Entzügen erhalten, jedoch selten in dieser hohen Dosis, erklärte er am Donnerstag erstmals vor Gericht.
Zum Tatzeitpunkt hatte der Verdächtige, der laut Richterin bereits neunmal einschlägig wegen Körperverletzung (in alkoholisiertem Zustand) verurteilt wurde, 1,6 Promille und galt als zurechnungsfähig. Nach zehn Gespritzten und vier oder fünf Stamperl Schnaps war der Angeklagte am 9. Februar gegen 18.00 Uhr in ein Lokal zum Karten spielen gefahren. Ein Freund habe sich eingemischt und darüber gerieten die beiden alkoholisierten Männer aneinander, worauf der Wirt die beiden nacheinander vor die Tür setzte.
2-Tonnen-"Waffe“
Darauf stieg der mutmaßliche Täter in seinen zwei Tonnen schweren Wagen und dürfte gewartet haben, bis der 50-Jährige die Straße betrat. Der Fahrer soll dann aufs Gas getreten sein und touchierte den Fußgänger. Anschließend habe er das Auto zurückgesetzt und nahm einen zweiten Anlauf. Mit Tempo 40 soll er diesmal den Mann erwischt haben, der auf den Boden geschleudert wurde. Das Opfer versuchte darauf, sich hinter Mülleimern in Sicherheit zu bringen.
Doch der 36-Jährige habe nicht locker gelassen und sei frontal mit bis zu 50 Stundenkilometer auf die Tonnen zugefahren, schilderte die Staatsanwältin, was sich in rund fünf Minuten auf der Straße ereignete. Der 50-Jährige sei durch den Aufprall mindestens zehn Meter „wie eine Puppe“ durch die Luft an ein Garagentor geschleudert worden, gab eine Augenzeugin zu Protokoll. Es sei nur „dem Zufall zu verdanken, dass es beim Mordversuch geblieben ist“, sagte die Staatsanwältin. Der 36-Jährige dürfte laut Anklage noch vorgehabt haben, den am Boden Liegenden zu überfahren, allerdings verhinderte dies eine Zeugin. Einige Stunden später wurde der Angeklagte daheim von der Polizei verhaftet.
„Es muss etwas gewesen sein, aber ich weiß nicht was“, meinte er vor dem Geschworenengericht. Er könne sich nur „an Bilder erinnern“, eines mit einer Mülltonne. Dass er den 50-Jährigen attackiert und dabei „Ich bring dich um“ gerufen habe, dazu sagte er nichts. „Er ist ja mein Freund, wir haben vorher nie gestritten, ich kenn ihn schon so lang“, meinte er unter Tränen. Ihm tue alles leid.
Opfer zog Bein nach
Mit mehreren Beinbrüchen und Prellungen kam dieser Freund ins Spital und musste operiert werden. Er saß mehrere Wochen mit zwei Gipsbeinen im Rollstuhl. Ob der selbstständige Maler seinen Betrieb gemeinsam mit dem Sohn weiterführen könne, sei noch offen. Er sei geschockt und könne daher nicht bis ins Detail sagen, was am 9. Februar geschehen sei, sagte das Opfer, das noch das rechte Bein nach sich zieht, der Richterin. Auch das linke Knie bereite ihm noch große Schmerzen. „Wütend“ auf den Angeklagten sei er nicht, auch er sprach von Freundschaft. Der 36-Jährige „kam ab und zu auf ein Garagenbier“ zu ihm oder er habe ihn öfters im Lokal getroffen, so wie am besagten Abend.
Nach dem Streit wollte das Opfer noch zu dem Freund im Wagen, um mit diesem zu „reden“. Doch dazu kam es nicht, da der SUV plötzlich durchgestartet sei und den Fußgänger streifte. Danach habe er ihn noch zweimal direkt angefahren.
Der Verteidiger erklärte, das Ganze sei „einfach furchtbar, an den Taten selber ist nichts zu beschönigen“. Aber Mordabsichten habe sein in Rage gewesener Mandant keine gehabt. Wohl aber gab er eine schwere Körperverletzung zu.
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