Immer weniger Menschen in Europa rauchen, doch der illegale Zigarettenmarkt wächst, wie eine neue KPMG-Studie zeigt. Über acht Prozent der Glimmstängel in Europa sind illegal importiert oder gefälscht. Vor allem Frankreich sticht hervor, dort ist sogar jede dritte Zigarette gefälscht.
Rund 600 Millionen illegale Zigaretten rauchten die Österreicher 2022. Zwar konsumierten sie mit 12,7 Milliarden Stück insgesamt weniger Zigaretten, doch der Anteil an Schwarzmarkt-Ware steigt. Dazu gehören gefälschter, aber auch legal hergestellter aus dem Ausland geschmuggelter Tabak (unter anderem „Kofferraumimporte“). „Der Schaden für den Staat belief sich 2022 auf 123 Millionen Euro, um 22 Millionen Euro mehr als im Vorjahr“, erklärt Alexander Schönegger, Chef von Philip Morris in Österreich.
Europaweit gehen Steuern in Höhe von elf Milliarden Euro verloren, rund das Fünffache der kompletten Tabaksteuereinnahmen Österreichs. Unter den illegalen Zigaretten nimmt der Anteil an Fälschungen zu.
„Rund ein Drittel der illegalen Zigaretten sind bereits Fälschungen“, sagt Tamas Sipos von Philip Morris, Experte für die Bekämpfung von Schmuggel. Der Rest sind aus dem Ausland geschmuggelte Waren, freilich über den Freimengen von 800 Stück innerhalb der EU, oder gestohlener Tabak. Besorgniserregend für die Industrie ist auch der enorme Zuwachs an illegalen Zigarettenfabriken. Als die Grenzen geschlossen waren, begannen Kriminelle, ihre Fälschungen „näher am Markt“ zu produzieren.
Behörden fanden in einem Jahr 134 illegale Fabriken
Im Vorjahr fanden Behörden 134 illegale Fabriken. Während sie früher häufig in Osteuropa waren, sind heute schon etliche auch in westlichen Ländern zu finden. Meist handelt es sich um alte Fabriksareale, Hinterhöfe oder leer stehende Warenhäuser. Die dortigen miserablen Bedingungen wirken sich auf die Qualität der Ware aus: So wurden in illegalem Tabak schon Rattenkot, Schmutz oder Plastikteile gefunden.
„Auch die Arbeitsbedingungen sind schlimm. Die dortigen Arbeiter werden wie versklavt gehalten“, sagt Sipos. Erst im Juli wurde in Belgien, in der Nähe von Antwerpen, eine illegale Fabrik entdeckt. Für den Abtransport der illegalen Zigaretten waren 25 Lkw im Einsatz.
„Was ebenfalls auffällt, ist, dass immer mehr Premiummarken gefälscht werden“, so Sipos. Waren es früher vor allem Billigmarken, stellen Kriminelle heute auch immer häufiger Fakes von Marlboro und Co. her, die aber mit dem Original nichts zu tun haben.
Konsumenten können sicher gehen, indem sie auf die aufgedruckte Produktionsnummer auf der Unterseite der Zigarettenpackung achten. 100 Prozent Gewissheit gibt das jedoch auch da nicht, weil auch Betrüger bereits Nummern aufdrucken. Haben aber beispielsweise bei einer Stange alle Packungen genau dieselbe Nummer, ist sicher etwas faul.
„Am besten kauft man Zigaretten ausschließlich in den Trafiken und Tabakverkaufsstellen. Auch in vielen Urlaubsländern gibt es ein Monopol“, so Schönegger. Er wünscht sich ein noch härteres Vorgehen der Behörden gegen die Kriminellen. „Die Strafen sind teils zu niedrig. Vor allem in Hinsicht darauf, welche Profite Betrüger mit den illegalen Zigaretten machen.“
Fake-Zigaretten in Frankreich besonders verbreitet
Zudem müsse der Staat aufpassen, durch seine Steuerpolitik illegalen Handel nicht zu befeuern. In Frankreich ist schon jede dritte Zigarette gefälscht. Der Staat hat dort Zigaretten mit einem Schlag deutlich teurer gemacht.
Eine Packung kostet dort bereits über zehn Euro, viele weichen dann auf den Schwarzmarkt auf. „Eine extrem hohe Steuererhöhung kann dann sogar nach hinten losgehen, wenn durch den höheren Satz etliche Steuereinnahmen aufgrund des Schwarzmarkts auf der anderen Seite wieder verloren gehen“, warnt Schönegger.
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