Radikalisierung

Lorenz K. bildete „Terrorzelle“ im Gefängnis

Österreich
01.09.2023 13:49

Der zu neun Jahren Haft verurteilte IS-Terrorist Lorenz K. könnte im Herbst noch mehr Zeit hinter Gittern ausfassen. Wie berichtet, soll der 24-Jährige im Gefängnis weitere Anschlagspläne geschmiedet und auch andere Sympathisanten in ihrem Glauben bestärkt haben. K. hatte eine regelrechte „Terrorzelle“ im Zuge seiner Aufenthalte in unterschiedlichen Justizanstalten gebildet.

Gerade weil sich der 24-Jährige seit Jänner 2017 durchgehend in Haft befindet, hatte er in mehreren Gefängnissen Kontakt zu anderen Terroristen - hautnah und persönlich. In der Justizanstalt Stein lernte er Sergo P. kennen. Der aus Georgien stammende Radikalislamist war zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Mal wegen terroristischer Straftaten verurteilt worden - das erste Mal 2015 vom Landesgericht Wien, weil er samt Ehefrau und Mutter nach Syrien reisen wollte, um sich als Kämpfer dem IS anzuschließen, ein weiteres Mal 2017 vom Landesgericht Korneuburg. In der JA Hirtenberg soll Sergo P. via Smartphone versucht haben, in Freiheit befindliche IS-Sympathisanten Ende 2019 zu terroristischen Anschlägen auf Weihnachtsmärkte in Wien und Salzburg zu bestimmen. Die Pläne flogen auf, Sergo P. wurde in das Hochsicherheitsgefängnis in Stein verlegt.

Verlegung nach intensivem Kontakt mit Dschihadist
Seine dortige Zelle befand sich neben dem Haftraum des Österreichers. Die beiden freundeten sich bei zahlreichen Hofspaziergängen und Gesprächen über die Zellfenster an. Sie teilten sich sogar ein illegal beschafftes Handy, wie das BVT - die Vorgängerbehörde der DSN - später herausfand. Das Handy wollte K. im Genitalbereich verstecken, als seine Zelle bzw. er auf verbotene Mobilfunkgeräte durchsucht wurden, nachdem aufgefallen war, dass sich zwei namhafte IS-Vertreter im Gefängnis regelrecht angefreundet hatten.

Um diesen islamistischen Gedankenaustausch zu unterbinden, wurde K. im Jänner 2020 nach Graz verlegt. In der JA Karlau wurde K. als Hausarbeiter beschäftigt - und bildete mit zwei anderen Hausarbeitern offenbar eine Art „Terror-Zelle“. Zum einen lernte er den mehrfach vorbestraften Nino K. (33) kennen, der eine langjährige Freiheitsstrafe wegen versuchten Raubmordes verbüßt und der sich als Anhänger des IS erwies. K. übermittelte ihm per WhatsApp ein Propagandavideo des IS, in dem erläutert wird, dass man keine Waffen benötige, um „verheerenden Schaden (...) anzurichten“. Zum anderen stieß K. auf Abdelkarim Abu H., den das Landesgericht Krems wegen versuchter Bestimmung zu Mordanschlägen und Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung - nämlich der Hamas - zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt hatte.

Staatsschutz stuft K. weiterhin als „Gefährder“ ein
Auch hier hatte K. ein illegales Handy und forderte H. auf, eine dritte Person dazu zu bringen, einen Treueschwur auf den ehemaligen IS-„Kalifen“ Abu Ibrahim al-Haschimi al-Kuraischi abzulegen. Doch damit nicht genug. K. soll dem „Lebenslangen“ auch eine Anleitung zum Bombenbau übermittelt haben. Anfang August 2020 wurden bei einer Durchsuchung der Zelle von H. Elektronikteile sowie vier Patronenhülsen aus einer Langwaffe gefunden, mit denen dieser vermutlich eine Sprengvorrichtung bauen wollte.

K. genießt unter IS-Sympathisanten eine Art Kult-Status, und das nicht nur in Österreich, sondern zumindest im gesamten deutschsprachigen Raum. Obwohl er seit vielen Jahren in Haft sitzt, stuft ihn die Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) weiterhin als sogenannten Gefährder ein.

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