Morden in Russland:

Die schlimmsten Geschichten von Wagner-Rückkehrern

Ausland
02.09.2023 09:48

Tausende Russen sind nur in den Krieg gezogen, damit ihnen ihre Haftstrafe erlassen wird. Viele von jenen, die den Einsatz an der Front überlebten und nach Russland zurückkehren, werden erneut straffällig. Sie stehlen, sie vergewaltigen und sie morden weite, wird berichtet. Hier die elf schlimmsten Geschichten der vergangenen sechs Monate.

Die russischen Behörden haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass man Tausende Russen in den Krieg schickte, die von der Wagner-Söldnerarmee in Gefängnissen rekrutiert worden waren. Im Juli 2022 begnadigte sie der russische Präsident Wladimir Putin sogar höchstpersönlich. Im Oktober 2022 begann das russische Verteidigungsministerium, ebenfalls Verträge mit Häftlingen abzuschließen. Viele der Söldner sind mittlerweile freie Männer - und begehen in der Heimat wieder Straftaten, die häufig von besonderer Grausamkeit geprägt sind.

Das unabhängige russische Nachrichtenportal „Meduza“ hat die elf heftigsten Geschichten der vergangenen sechs Monate gesammelt.

Aleksandr Mamajew
Mamajew zog demnach als Freiwilliger in den Krieg. Nach Ablauf des Vertrags kehrte er wieder zu seiner Frau und seinen zwei Kindern (sechs und sieben Jahre alt) nach Hause zurück. Dort wollte er seine Ankunft ordentlich feiern. Ein Nachbar gab an, dass der Mann mit seiner Ehefrau und seinem Bruder zirka drei bis vier Tage durchgehend Alkohol getrunken habe. Bei einem kurzen Nickerchen wurde Mamajew davon geweckt, dass seine Frau an der Hosentasche hantierte, wo sein Geld war. Er zückte ein Messer und rammte es ihr in die Brust - vor den Kindern. Die Frau erlag an Ort und Stelle den schweren Verletzungen. Nun sitzt der 44-Jährige im Gefängnis. Die Kinder mussten, da niemand von den Verwandten sie bei sich aufnehmen wollte, ins Waisenhaus.

Das Hochzeitsfoto der Mamajews (Bild: Instagram/fem_antiwar_resistance)
Das Hochzeitsfoto der Mamajews

Ramil Asanow 
Asanow wurde wegen Ermordung seiner Eltern zu 19 Jahren Haft verurteilt. Dies trug sich im Jahr 2010 zu: Er kam angetrunken nach Hause und sein Vater beschuldigte ihn, für die zwei kleinen Kinder keine Alimente zu zahlen. Asanow erschlug seinen Vater daraufhin mit einem Brecheisen, die Mutter erstickte er wenig später. Die Leichen vergrub der Mann in einem Waldstreifen. Von August 2022 bis März 2023 kämpfte Asanow in den Reihen der Wagner-Söldnerarmee in der Ukraine. Danach kehrte er wieder nach Russland zurück. Dort angekommen, brach er in ein Geschäft ein und bedrohte eine Verkäuferin mit einem Messer. Nun drohen ihm wieder bis zu zehn Jahre Strafkolonie.

Iwan Rossomachin
Rossomachin war im Jahr 2020 wegen der Ermordung seines Mitbewohners zu 14 Jahren Strafkolonie verurteilt worden. Dort unterzeichnete er einen Vertrag mit der Wagner-Söldnerarmee und kämpfte sich frei. Wieder in Russland angekommen, machte er sein ganzes Heimatdorf unsicher. Mit einer Mistgabel zog er durch die Straßen, schlug mit einer Axt auf Autos ein und drohte, dass er „alle töten würde“. Wie ernst er das meinte, stellte er kurze Zeit später unter Beweis - er erstach eine 85-jährige Pensionistin. Anschließend meldete er sich bei der Polizei und gestand die fürchterliche Tat.

Iwan Rossomachin (Bild: spltnk)
Iwan Rossomachin

Sergej S. 
Laut seinem Geständnis traf der heimgekehrte Wagner-Söldner im Mai dieses Jahres auf zwei Schülerinnen im Alter von zehn und zwölf Jahren. Er bedrohte sie mit einer Granate und einer Pistole und sagte: Wenn sie schreien würden, würde er sie „in die Luft jagen“. Der Mann brachte die zwei Mädchen fort und vergewaltigte das jüngere von ihnen. Dass Sergej S. für die Privatarmee Wagner im Einsatz war, bestätigte übrigens ihr kürzlich verstorbener früherer Chef Jewgeni Prigoschin selbst.

Artjom Gretschkin
Der 22-Jährige wurde erneut verhaftet, da er einen Pensionisten ausgeraubt und anschließend getötet hatte. Vor seinem Kriegsdienst war Gretschkin wegen sexueller Gewalt eine Bewährungsstrafe auferlegt worden.

Igor Sofonow
Igor Sofonow war wegen versuchten Mordes, Raubs, und Diebstahls im Gefängnis und kämpfte sich in den Reihen der Wagner-Söldner in der Ukraine frei. Nach seiner Heimkunft begann er, viel Alkohol zu trinken. Im August wurden sechs Leichen entdeckt. Igor Sofonow und sein Kumpan hatten in einem Haus zwei Männer ermordet und in einem weiteren eine Frau und drei Männer. Um ihre Spuren zu verwischen, zündeten sie nach den Gräueltaten die Häuser an.

Andrej K. und Fjodor P. 
Nach Auslaufen des Vertrags bei der Wagner-Söldnerarmee kehrten die beiden Männer nach Russland zurück. Wenig später überfielen sie gemeinsam ihren 43-jährigen Nachbarn. Sie schlugen ihn und stahlen um die 30.000 Rubel (umgerechnet knapp 300 Euro). Mitgehen ließen sie auch Tarnkleidung sowie Kampfstiefel.

Alexej Chlebnikow
Chlebnikow wurde wegen Raubs, Diebstahls und der Ermordung eines Bekannten zu elf Jahren Strafkolonie verurteilt. Dort ließ er sich von der Wagner-Privatarmee anwerben. Nach seiner Rückkehr aus der Ukraine vergewaltigte er seine 13-jährige Nichte in einem Waldstück und bedrohte sie dabei mit einem Messer.

So sah das Fahndungsdokument der Polizei aus. (Bild: Russisches Innenministerium)
So sah das Fahndungsdokument der Polizei aus.

Alexej Kostromin
Kostromin war bis zu seiner Inhaftierung im Strafvollzug tätig. Selbst ins Gefängnis beförderte ihn die Ermordung einer 20 Jahre alten Bekannten - er schlug ihr so lange mit dem Hammer auf den Kopf, bis sie verstarb. Als der Ukraine-Krieg begann, meldete er sich für den Einsatz an der Front und kämpfte für Prigoschin. Nach seiner Rückkehr nach Russland schlug und vergewaltigte er in seinem Heimatdorf eine 26-Jährige. Sie trug ein offenes Schädel-Hirn-Trauma, eine Gehirnprellung, Stichwunden am Hals und Knochenbrüche davon. Die junge Frau befindet sich immer noch auf der Intensivstation, nach dem ehemaligen Wagner-Kämpfer wird nach wie vor gefahndet.

Alexej G.
Alexej G. verbüßte wegen Mordes und schwerer Körperverletzung eine Haftstrafe und kämpfte als Wagner-Söldner in der Ukraine. Nach seiner Rückkehr nach Russland zog er zu seiner Schwester auf die Datscha (russisches Holzhaus, Anm.). In der Zeit, in der die Schwester bei ihm war, verhielt sich Alexej G. ruhig. Er versuchte, seiner Alkoholabhängigkeit Herr zu werden und fand sogar Arbeit. Doch dann zog die Schwester auf die von Russland annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Eines Tages traf er auf ein neunjähriges Mädchen, das mit dem Neffen des Mannes befreundet war. Alexej G. lud sie zu sich auf ein Eis ein. Danach schlug er sie mit dem Kopf voraus mehrere Male gegen den Boden, zerrte sie ins Badezimmer, übergoss sie mit kaltem Wasser und verprügelte sie weiter. Das Mädchen überlebte die Tortur. Alexej G. droht nun eine zwölfjährige Haftstrafe. Zu seinem Motiv sagte er den Polizisten, dass er selbst nicht wisse, was ihn dazu bewogen habe.

Sergej U. 
Sergej U. verbüßte wegen Mordes und Raubs eine Haftstrafe. Nach seiner Rückkehr aus der Ukraine erstach der Mann seinen Trinkkumpan. Dessen Leiche war mit zahlreichen Messerstichen übersät, daneben lagen zwei Messer und eine Wodka-Flasche.

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