Liebe macht blind - und führt einen in manchen Fällen auch vor den Strafrichter. Auch zwei Angeklagte am Wiener Landesgericht. Die unterschiedlicher nicht sein könnten: ein geschiedener 60-jähriger Familienvater und eine 21-jährige ambitionierte Studentin. Der Vorwurf ist der gleiche: Stalking ...
„Sie hat mit mir ihre Eheprobleme besprochen. Wir haben Fantasien entwickelt, dass sie sich scheiden lässt“, beteuert der - bereits geschiedene - Familienvater auf der Anklagebank. Doch nachdem er mit der verheirateten Frau monatelang Nachrichten ausgetauscht hatte, sie immer wieder bei der Schule der Kinder getroffen hat, änderte die 43-Jährige ihre Meinung.
60-Jähriger wollte „nur helfen“
Dass sich die Frau nicht mehr scheiden lassen wollte, sei nicht ihr eigener Wille, ist der Angeklagte überzeugt. „Sie kann sich nicht selber helfen. Sie ist psychisch krank“, wiederholt der 60-Jährige immer und immer wieder. Also hätte er es - obwohl kein Kontakt mehr gewünscht war - als seine Aufgabe gesehen, das für sie zu übernehmen.
Deswegen schrieb er an die E-Mail-Adresse der Arbeitsstelle ihres Ehemanns - diese war für alle Mitarbeiter zugänglich - wüste Anschuldigungen: Er habe seine Frau in der Ehe vergewaltigt, sie außerdem mit Corona absichtlich angesteckt. Der Manager sei obendrein Mitglied der Freimaurer und würde sich Firmengelder einstecken. „Das hat Gott sei Dank keine beruflichen Probleme verursacht. Es war aber überaus und extrem belastend“, so der Zeuge vor Gericht. Zudem lieferte sich der 60-Jährige einen „regelrechten Machtkampf“ mit ihm auf dem Spielplatz - festgehalten auf zwei Videos.
Komm, hör auf mit dem Sch...! Komm zurück zu mir.
Angeklagter an die verheiratete Frau
Auch die Frau kontaktierte der Wiener immer wieder: „Komm, hör auf mit dem Sch...! Komm zurück zu mir.“ Da half erst eine einstweilige Verfügung. Und jetzt ein Urteil des Wiener Landesgerichts: Die zwölf Monate bedingte Haft sind nicht rechtskräftig. Zur beharrlichen Verfolgung ist der 60-Jährige nämlich nicht geständig, nimmt das Urteil also auch nicht an.
Studentin wollte Beziehung retten - mit falschen Mitteln
Ihre große Liebe zurückgewinnen wollte auch eine 21-Jährige. Im Juli trennte sie sich von ihrem Freund - einvernehmlich, wie sie meint. Danach rief sie ihren Ex bis zu 135-mal (!) am Tag an. Laut Anklage soll die Studentin den jungen Mann auch beim Arzt, der Physiotherapie und dem Eishockey-Training aufgesucht haben. „Sinn der Sache war, dass ich die Beziehung retten wollte“, so die Niederösterreicherin.
Dafür soll sie sich laut Staatsanwältin auch Fake-Profile auf sozialen Netzwerken zugelegt haben. Der Kontakt hätte ihren Ex-Freund aber nicht gestört, beteuert die 21-Jährige. Das will sie mit Chat-Nachrichten belegen können, wonach er sogar noch einen Thermenausflug zu Weihnachten vorgeschlagen haben soll. Also wird vertagt.
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