FIFA-Präsident Gianni Infantino hat sich erstmals zum Kuss-Skandal rund um den spanischen Fußball-Verbandschef Luis Rubiales geäußert! „Das hätte niemals passieren dürfen“, schrieb der Weltverbandschef auf Instagram mit Blick auf den Vorfall nach dem WM-Finale in Sydney. Dadurch seien die Feierlichkeiten verdorben worden. Aber es sei passiert und die Disziplinar-Organe der FIFA hätten sofort die notwendigen Maßnahmen ergriffen.
„Die Disziplinar-Verfahren werden ihren rechtmäßigen Lauf nehmen“, schrieb Infantino, der nach dem Finale bei der Pokal-Übergabe dabei gewesen war. Die FIFA solle sich weiterhin darauf konzentrieren, wie Frauen und der Frauenfußball in Zukunft weiter unterstützt werden könnten - sowohl auf als auch neben dem Spielfeld. „Wir sollten die wahren Werte hochhalten und die Spielerinnen als Personen sowie für ihre fantastischen Leistungen respektieren.“ Infantino bezeichnete die WM als beste und größte Frauen-WM der Geschichte und gratulierte den Spanierinnen zum Titel.
Das spanische Sportgericht (Tad) gab am Freitag bekannt, ein Verfahren gegen den Funktionär wegen eines „schweren Fehlverhaltens“ zu eröffnen. Das berichteten der staatliche TV-Sender RTVE und andere spanische Medien übereinstimmend. Eine Suspendierung durch die Sportbehörde (CSD) wäre aber nur möglich gewesen, wenn das Gericht das Verfahren wegen eines „sehr schweren“ Fehlverhaltens zugelassen hätte. Sollte der Tad Rubiales für schuldig befinden, könnte er wegen des nur „schweren“ Fehlverhaltens auch nur für zwei Jahre gesperrt werden.
Sportminister: „Werden mangelnden Respekt vor Frauen nicht tolerieren!“
Sportminister Miquel Iceta bedauerte, dass der CSD Rubiales nicht mehr direkt suspendieren könne. Allerdings werde die Sportbehörde nun beim Tad beantragen, dass das Gericht den Sportboss für die Dauer des Verfahrens suspendiere, sagte Iceta in einer ersten Reaktion auf die Entscheidung der Richter in Barcelona. Diese Möglichkeit sei gesetzlich vorgesehen. „Wir werden mangelnden Respekt vor den Rechten von Frauen nicht tolerieren“, sagte Iceta. Sein Amt ausüben kann Rubiales zunächst ohnehin nicht, weil der Fußball-Weltverband (FIFA) vergangenen Samstag schon ein Disziplinar-Verfahren gegen ihn eröffnet und den 46-Jährigen für zunächst 90 Tage suspendiert hatte. Der RFEF wird derzeit von Interimspräsident Pedro Rocha geleitet. Auch der Verband fordert Rubiales‘ Rücktritt.
Rubiales selbst verlautete in einer in der Zeitung „El Mundo“ veröffentlichten Erklärung, er werde sich weiterhin verteidigen, um die „Wahrheit zu beweisen“. Er wolle eine Botschaft an „alle guten Menschen in unserem Land und über unsere Grenzen hinaus senden, einschließlich der Frauen, die wirklich angegriffen wurden und die meine volle Unterstützung und Verständnis haben: Hier geht es nicht um das Geschlecht, es geht um die Wahrheit“. Er sei besorgt, dass einige von denen, die die Gewaltenteilung in unserem Land wahren sollten, Partei ergreifen „und Druck auf mich ausüben, statt sich herauszuhalten und die Justiz mit allen Garantien walten zu lassen.“
ÖFB-Teamchefin Fuhrmann: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ...“
Die Causa war auch am Freitag bei der ÖFB-Kader-Bekanntgabe neuerlich Thema. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass er nach diesem absolut inakzeptablen Vorfall in der Position bleiben kann“, betonte ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann. Und Bernhard Neuhold, Geschäftsführer der ÖFB-Wirtschaftsbetriebe, ergänzte: „Es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis es hier zu einem Rücktritt kommen wird.“ Rubiales lehnte das jedenfalls bisher ab ...
Rubiales hatte bei der Siegerehrung nach dem von Spanien gewonnenen WM-Finale in Sydney am 20. August die Spielerin Jennifer Hermoso auf den Mund geküsst. Er beteuert, der Kuss sei in beiderseitigem Einvernehmen erfolgt. Hermoso hatte nach dem Vorfall aber erklärt, sie habe sich „als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe“.
Trainer der spanischen Männer-Nationalmannschaft entschuldigt sich
Der Trainer der spanischen Männer-Nationalmannschaft, Luis de la Fuente, entschuldigte sich indes für seinen Beifall während der umstrittenen Rede von Rubiales. „Ich bin dafür scharf kritisiert worden. Ich denke, das war völlig berechtigt. Ich bedauere das und entschuldige mich dafür“, sagte der 62-Jährige am Freitag in Madrid. Einen Rücktritt lehnte De la Fuente jedoch ab. Er habe wie viele andere Teilnehmer der außerordentlichen RFEF-Generalversammlung am Freitag vergangener Woche gedacht, an „einer formellen Abschiedszeremonie für den Präsidenten“ teilzunehmen. Doch Rubiales erklärte wider Erwarten nicht seinen Rücktritt, sondern heizte den Skandal mit Angriffen auf die Regierung, Medien, Fußballerinnen und einen „falschen Feminismus“ zusätzlich an. „Davon wurden wir überrascht und darauf waren wir nicht vorbereitet“, sagte De la Fuente. Er sei von der Situation völlig überfordert gewesen.
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