Dem in die Jahre gekommenen Sessellift auf die Andelsbucher „Niedere“ droht das Aus. „Krone“-Kolumnist Robert Schneider wünscht sich, dass der Betrieb doch noch aufrecht erhalten werden kann. Für ihn sind der alte Sessellift und die „Niedere“ mit vielen schönen Erinnerungen verknüpft.
Wie oft bin ich mit dem Sessellift auf die „Niedere“ gezuckelt, neben mir den großen Rucksack mit dem Gleitschirm. Die Fahrt bis zur Mittelstation dauerte gefühlt einen halben Tag. Bis zur Bergstation dann noch einmal eine Ewigkeit lang. Sanft wurde ich emporgezogen über sommerliche Wiesen, auf denen trockene Heumahden lagen, die bis zu mir herauf würzig dufteten. Schon das Kaufen der Liftkarte war Entschleunigung. Nie habe ich gehetztes oder missmutiges Liftpersonal erlebt, und mit Doris, die mir die Karte aushändigte, ging sich immer ein nettes Schwätzchen aus. Sie waren einfach entspannt, die Leute von den Andelsbucher Bergbahnen.
Nach endloser Liftfahrt also, wanderte man noch zehn Minuten zur Anhöhe, von wo aus sich ein unglaublich weites und unvergessliches Panorama ausbreitet, mit einem Bilderbuchblick bis weit hinaus ins Allgäu. Dort oben ankommen bedeutete, sich erst einmal hinsetzen und lange, lange Zeit einfach nur schauen, genießen und sein. Die bunten Gleitschirme beobachten, wie sie sich mit Luft füllten, über den Piloten schossen und selbigen nach ein paar wenigen aber schnellen Schritten in die Lüfte hinaus trugen. Nie vergesse ich die langen Abende auf der „Niedere“. Das Warten bis zum Sonnenuntergang, um dann selbst in die Luft zu gehen und über die schon herbstlich geröteten Wälder zu gleiten, die letzte Thermik zu erhaschen, den harzigen Duft der Tannen zu riechen. Wie habe ich sie geliebt, meine „Niedere“!
Und das soll jetzt wirklich alles vorbei sein? Schwierige wirtschaftliche Verhältnisse, dann noch ein unglücklicher Unfall. Der Todesstoß für die Bergbahnen? Natürlich wünsche ich mir, dass ich wieder auf die „Niedere“ emporzuckeln kann, meinetwegen noch langsamer. Wäre mir glatt egal. Und sollte das nie mehr sein, bin ich einfach dankbar dafür, dass es einen so vollendet schönen Flecken gibt auf dieser Welt und so freundliche Menschen, die diesen Lift betrieben haben.
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