Europa trägt Mitschuld
Afrika und die Stunde der Putschisten
Der afrikanische Kontinent wird aktuell von militärischen Machtübernahmen getroffen. Verallgemeinerungen sind gefährlich. Zumal Europa große Mitschuld trägt.
Erfolgreiche Putschversuche in Afrika sorgen für Schlagzeilen. Wirft man einen Blick auf die Landkarte, ist man versucht, von einem „Putschgürtel“ zu sprechen. Arno Sonderegger, Afrika-Experte der Uni Wien, warnt aber davor: „Die Vorgänge haben jeweils unterschiedliche lokale Ursachen und Protagonisten mit individuell unterschiedlichen Interessen und Motivationen.“
Das bestätigt auch Experte Belachew Gebrewold, Professor am Managment Center Innsbruck: „Der Putsch ist ein Symptom. Die Ursache ist schlechte Regierungsarbeit.“ Er will auch die Rolle Frankreichs nicht in Abrede stellen. Der afrikanische Kontinent ist überproportional von Militärputschversuchen betroffen.
Gebrewold sieht vier Faktoren. Erstens: die patriarchale Kultur Afrikas. Zweitens konnten sich durch die Kolonialisierung demokratische Institutionen nicht entfalten. Drittens orientiert man sich wegen der Kolonialisierung stark am Westen und hat es verabsäumt, eine eigene staatliche Identität zu etablieren. Der noch vielerorts vorherrschende Tribalismus erschwert das ebenfalls, so Gebrewold. Umgekehrt ist der Westen auch der Sündenbock für sämtliche Unzulänglichkeiten.
Das Zusammenspiel dieser Faktoren erschwert die Bildung funktionierender Demokratien. Der wachsende Einfluss Chinas und Russlands begünstigt Putschisten noch, sie sind aber nicht der Verursacher, so Gebrewold. „In demokratischen Staaten gäbe es keine Notwendigkeit zu putschen“, so Gebrewold.
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