„Krone“-Kulturcheck

Das sind die heißesten Tipps der Theaterdirektoren

Bühne
04.09.2023 12:30

Zum Saisonstart hat sich die „Krone“ in den Wiener (Musik-)Theater-Direktionen umgehört: Was sind die kommenden Kulturhighlights in Musiktheater, Theater, Konzert, Kunst? Wir baten Bogdan Roščić (Wiener Staatsoper), Lotte de Beer (Wiener Volksoper), Herbert Föttinger (Theater in der Josefstadt) und Kay Voges (Wiener Volkstheater) um ihre ganz persönlichen Empfehlungen. Einzige Vorgabe der „Krone“: Das eigene Haus durfte nicht nominiert werden!

(Bild: kmm)

BOGDAN ROŠČIĆ, STAATSOPERNDIREKTOR

Staatsoperndirektor Bogdan Roščić (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
Staatsoperndirektor Bogdan Roščić

Musiktheater:

In Sachen Musiktheater kann man nur „Aristocats“ in der Volksoper empfehlen (ab 24. September). Den Film habe ich schon als Kind begeistert geschaut, die Musik ist absolut unwiderstehlich („When you do your scales and your arpeggios“). Ich gehe mit meiner Tochter ganz sicher hin.

Theater:

Für mich sticht im Theater die Josefstadt mit „F. Zawrel - erbbiologisch und sozial minderwertig“ heraus (14. September und 7. Dezember). Das ist eine Tour de Force von Nikolaus Habjan. Der Abend ist brillant, sehr komisch und gleichzeitig immer hart an der Schmerzgrenze. So eine Aufarbeitung eines der schändlichsten Kapitel in Österreichs Nachkriegsgeschichte wirkt stärker als alle Leitartikel zusammen.

Konzert:

Diesen Herbst wird Wien seinem Ruf voll gerecht - wie soll man zum Beispiel wählen zwischen Christian Thielemann mit der Sächsischen Staatskapelle und Franz Welser-Möst mit seinem Cleveland Orchestraaber da wird es mit den Karten ohnehin knapp werden. Daher empfehle ich etwas ganz anderes, ein Programm, das ich im Sommer gesehen habe und das am 23. November im MuseumsQuartier (Theater an der Wien) gastiert: Florian Boesch singt Schuberts „Schöne Müllerin“, aber in einer Produktion, wie man sie noch nicht gesehen hat. Auch hier kommt ein großer Beitrag von Nikolaus Habjan.

Ausstellung/Kunst:

Die Albertina Modern und die Staatsoper sind ja Nachbarn - durch die neue Kinderoper, die gerade im Künstlerhaus gebaut und ab Dezember 2024 spielen wird. Ich kenne daher das Haus ganz gut und werde auch in die Herbstausstellung gehen: „Österreich - Deutschland. Malerei 1970 bis 2020“ (empfehlenswert; ab 6. September).

LOTTE DE BEER, VOLKSOPERNDIREKTORIN

Lotte de Beer (Bild: AFP or licensors)
Lotte de Beer

Musiktheater:

„Hoffmanns Erzählungen“ in der Oper Graz (ab 30. September). Manchmal reicht schon eine Regisseurin oder ein Regisseur für Erfolg oder Misserfolg, und die Oper Graz hat gleich eine ganze Handvoll davon - für eine einzige Oper? In Graz startet die Saison unter neuer Intendanz mit einem irren Projekt. Die drei Akte von Offenbachs Oper werden von gänzlich unterschiedlichen Regieteams umgesetzt. Von der britischen Theatergruppe „1927“ bis zum australischen Puppengenie Neville Tranter; Das wird sicher spannend!

Theater:

Volkstheater Wien: „Malina“ (ab 8. September). Den Romantitel kennen viele, aber gelesen haben ihn vermutlich viel weniger. Dabei ist Ingeborg Bachmanns einziger vollendeter Roman ein Schlüsseltext der österreichischen Literatur, stark autobiografisch, ein Text über weibliches Schreiben und Begehren in einer männlichen Gesellschaft. Ich bin gespannt auf die Version von Claudia Bauer, die mit „humanistää!“ bewiesen hat, wie gut sie mit sperriger österreichischer Literatur umgehen kann!

Konzert:

Wiener Konzerthaus: „Orlac’s Hände“ (21. November). Ich finde, Filmmusik und Musik zu (Stumm-)Filmen werden immer noch unterschätzt. Im Konzerthaus kommt ein Klassiker des expressionistischen Kinos zur Aufführung, das Klangforum Wien spielt dazu die Musik von Johannes Kalitzke. Für alle, denen es im Konzert sonst zu wenig zu schauen gibt.

Ausstellung/Kunst:

Abseits der Museen und Ausstellungsräume kann man im Herbst zum Trüffelschwein der Kunst werden. Von der Parallel Vienna bis zur Viennacontemporary kann man Galerien entdecken, Newcomer und junge Kunst finden.

HERBERT FÖTTINGER, DIREKTOR THEATER IN DER JOSEFSTADT

Herbert Föttinger (Bild: Moritz Schell)
Herbert Föttinger

Musiktheater:

Die Wiener Staatsoper zeigt am 11. November die Erstaufführung von György Ligetis „Le grand Macabre“.

Györgi Ligetis einzige Oper ist großes Welttheater, ein diskursives Meisterstück, inspiriert von Kafka, Herzmanovsky-Orlando, von Goethes Faust, mittelalterlichen Mysterienspielen und Hieronymus Bosch bis hin zu Pop-Art.

Theater:

Molières „Der Menschenfeind“ hat am Burgtheater, in der Regie Martin Kušejs am 17. November Premiere. Molières „Komödie“ enthält als schonungslose Kritik an gesellschaftlichen Umgangsformen viele Bitterstoffe. Ein Stück der Stunde.

Konzert:

Rudolf Buchbinder gibt am 1. Oktober einen Klavierabend im Großen Saal des Wiener Konzerthauses und interpretiert Werke von Franz Schubert, Ludwig van Beethovens „Waldstein-Sonate“ und Frédéric Chopins Sonate in h-Moll. Rudolf Buchbinder hat Grafenegg in Niederösterreich zu einem der einflussreichsten Orchesterfestivals in Europa gemacht und steht als legendärer Interpret seit mehr als 60 Jahren für Authentizität und Weltoffenheit. Buchbinder spielt Beethoven, maßstabsetzend.

Ausstellung/Kunst:

Am 6. Dezember ist die Eröffnung des umgebauten Wien Museums Neu am Karlsplatz angekündigt. Vor allem die Wienerinnen und Wiener sollten ihr Museum stürmen und die Neueröffnung feiern. Nicht nur das Gebäude wird in neuem Glanz erstrahlen, auch die Ausstellung zur Geschichte der Stadt wird völlig neu präsentiert.

KAY VOGES, DIREKTOR WIENER VOLKSTHEATER

Kay Voges (Bild: Marcel Urlaub)
Kay Voges

Musiktheater:

Mein Höhepunkt im Musiktheater wird am 24. Oktober im Konzerthaus stattfinden. Dort tritt Helge Schneider mit einer Form von Musiktheater auf, wie es wirklich an Anarchie und Nonsens und Musikalität kaum zu überbieten ist.

Theater:

Im Dezember kommt eines der für mich wichtigsten Stücke auf die Bühne: „Warten auf Godot“ von Samuel Beckett (ab 14. Dezember). Ich liebe dieses Stück. Es wird im Theater in der Josefstadt aufgeführt, in der Regie von Claus Peymann - da bin ich wirklich gespannt. Ich will es sehen, und hoffe, dass er diese Stück gut inszenieren wird. Denn die Gefahr, dass „Warten auf Godot“ langweilig und trocken sein kann, ist groß. Ich bin neugierig, was Peymann daraus machen wird.

Konzert:

Ich empfehle sogar zwei, der Herbst ist gut bedient. Die Band Sunn O))) spielt am 18. September in der Arena. Eigentlich wollte ich sie im Volkstheater auftreten lassen. Aber sie sind so laut, da ist die Gefahr, dass der Stuck von der Decke fällt, zu groß. Ein Monat später, am 14. Oktober, spielt Team Scheisse im Flex. Ich habe diese Band auf einer Aftershow-Party in Berlin im Frühjahr gesehen. Das war für mich das Konzerterlebnis des Jahres. Der Punk existiert noch!

Ausstellung/Kunst:

Mein Highlight findet gerade im mumok statt: „On Stage - Kunst als Bühne“ (bis 7. Jänner). So, wie wir im Volkstheater die bildende Kunst auf die Bühne holen, so kann man dort sehen, wie die darstellende Kunst in die bildende Kunst hineinwirkt. Das ist ein schönes Gespräch, das sich da zwischen unseren beiden Häusern hergestellt hat. Eine wirklich schöne, inspirierende Ausstellung, die zeigt, dass man alle Künste breiter sehen muss als immer nur in diesem Spartendenken.

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