Eine Gruppe italienischer Feministinnen hat am Montagabend nahe des Palazzo del Cinema am Lido von Venedig demonstriert. Die zum Teil barbusigen Frauen protestierten gegen die Vorstellung bei den Filmfestspielen von Venedig von Filmen von Regisseuren wie Roman Polanski, Woody Allen und Luc Besson, die mit Vorwürfen der sexuellen Gewalt konfrontiert sind.
„Schalten Sie das Scheinwerferlicht auf die Vergewaltiger aus!“, rief die Gruppe von Frauen und einigen Männern, bevor sie vom Sicherheitspersonal vertrieben wurden. Die Feministinnen inszenierten den Protest während des roten Teppichs des Films „Coup de chance“, als Regisseur Woody Allen mit seiner Frau Soon-Yi Previn vorbeischritt.
Protest gegen Polanski, Allen und Besson
Die Demonstrantinnen verteilten ein Flugblatt, in dem sie darauf hinwiesen, dass drei Personen, gegen die ein Strafverfahren wegen sexuellen Missbrauchs und sexueller Gewalt läuft, mit ebenso vielen Filmen auf dem Festival vertreten sind: Roman Polanski, Woody Allen und Luc Besson.
„Dieses Jahr hat sich die Filmbiennale von Venedig dafür entschieden, Regisseuren Raum zu geben, die in Fällen sexueller Gewalt gegen Frauen und sogar Minderjährige verwickelt sind. Die Ausreden des Direktors des Filmfestivals von Venedig, Alberto Barbera, folgen dem alten Schema der Unterscheidung zwischen dem Mann, der vor dem Gesetz verantwortlich ist, und dem Künstler, dessen Genie niemals beurteilt werden kann, weil es erhaben und frei von irdischer Verantwortung ist“, kritisierten die Demonstrantinnen.
„Heute prangern wir das Verhalten von Veranstaltungen wie den Filmfestspielen von Venedig an, die sich in Wirklichkeit dafür entscheiden, die Kultur der Vergewaltigung weiter zu legitimieren“, schlossen die Feministinnen.
Viel Applaus für „Coup de chance“
Im Kinosaal bekam „Coup de chance“ indes viel Applaus. In der Komödie hat sich Allen einmal mehr eine dialoglastige Beziehungsgeschichte vorgenommen. Vieles, was man aus den Werken des 87-Jährigen kennt, kommt noch einmal vor: neurotische Charaktere aus dem Künstlermilieu, ironischer Humor und Jazz-Musik. „Coup de Chance“ spielt in Paris. Fanny (Lou de Laâge) und Jean (Melvil Poupaud) führen auf den ersten Blick eine tolle Ehe. Doch dann trifft Fanny zufällig ihren Schulfreund Alain (Niels Schneider) wieder, und die Dinge werden kompliziert.
Im Film wird Französisch gesprochen. Es sei „sehr einfach“ gewesen, auf Französisch zu arbeiten, sagte der Altmeister. „Ich konnte anhand der Körpersprache und der Emotionen der Schauspieler verstehen, wann sie realistisch waren und wann nicht.“ Allen sagte in Venedig, seine Entscheidung, in Frankreich und auf Französisch zu drehen, sei aus seiner lebenslangen Liebe zum europäischen Kino entstanden: „Als ich jünger war, waren die Filme, die uns am meisten beeindruckten, als wir alle anfingen, Filmemacher zu werden, das europäische Kino, all die französischen Filme, italienischen Filme, schwedischen Filme. Wir wollten alle Filme wie die Europäer machen.“
In seiner Heimatstadt New York würde er gerne noch einmal drehen - wenn sich ein „Verrückter“ zur Finanzierung des Drehs findet. Er habe bereits eine „großartige Idee“, antwortete Allen auf die Frage, ob er noch einmal einen Film in der Metropole umsetzen würde. „Wenn jemand aus dem Schatten tritt und sagt, wir finanzieren deinen Film in New York und wenn diese Leute all meine schrecklichen Vorschriften befolgen - sie können das Drehbuch nicht lesen, sie dürfen nicht wissen, wer drin ist, sie geben mir einfach das Geld und gehen - wenn jemand verrückt genug ist, dem zuzustimmen, werde ich einen Film in New York drehen“, sagte Allen.
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