In „Mon Crime - Mein fabelhaftes Verbrechen“ (nur im Kino) gibt sich die charismatische Französin Isabelle Huppert aktuell mörderisch exzentrisch. Die „Krone“ hatte die Theaterschauspielerin im Interview.
Männer sind in der Erlangung ihrer Ziele entschlossen, Frauen raffiniert„ - findet Frankreichs Star-Aktrice Isabelle Huppert. Ah, bon, und worin liegt da der Unterschied? “Frauen verfügen über eine situationselastische Raffinesse, die viele Schattierungen besitzt", so Huppert. In François Ozons neuestem Regiegeniestreich „Mon Crime - Mein fabelhaftes Verbrechen“ sticht ihr Part buchstäblich ins Auge, trägt sie doch eine feuerrote Perücke, wobei die lodernde Lockenpracht perfekt mit ihrem fein geschnittenen Antlitz harmoniert. In dem von Georges Berr und Louis Verneuil 1934 verfassten launigen Bühnenstück geht es um Lüge, Mord - und die ewige Sucht nach Anerkennung.
„Krone“: Madame Huppert, das Theaterstück wurde erstmals 1937 mit Carole Lombard unter dem Titel „Ein Mordsschwindel“ verfilmt. Man könnte meinen, dem Stoff haftet etwas Antiquiertes an.
Isabelle Huppert: Das hat nur den Anschein, hinter dem historischen Kontext verbirgt sich eine aktuelle Thematik.
Wie ist das zu verstehen?
Es geht um Sexismus im Kulturbetrieb, um männliche Übergriffigkeit - und andererseits um den Wunsch nach öffentlicher Wahrnehmung. Wer keine Follower hat, ist heute scheintot. So gesehen dürfte es mich gar nicht geben! Aber ich benütze lieber meine ganz persönliche Festplatte - und die ist in meinem Kopf und könnte nur von altersbedingter Vergesslichkeit gelöscht werden.
Warum ist das Thema Missbrauch im Theaterbetrieb oder auch bei Filmproduktionen so frappierend zeitlos?
Proben auf der Bühne oder bei Dreharbeiten sind ein extrem schöpferischer Prozess. Daraus entsteht oft ein Treibhaus der Emotionen.
Was halten Sie von sogenannten Intimacy Coaches?
Ich vertraue den Regisseuren, mit denen ich arbeite. Das französische Kino ist traditionell freizügig. Die Frage ist: Wollen wir durch einen rigiden Verhaltenskodex einem puritanischen Filmschaffen den Boden bereiten, wie dies in Amerika praktiziert wird?
Sie spielen immer wieder Charaktere, denen etwas Abgründiges oder Gewaltvolles anhaftet ...
Ich suche nicht explizit nach solchen Rollen, die mich zur Täterin oder zum Opfer machen, aber Eskalation ist Teil unseres Lebens. Und das zeigt sich nur sehr selten romantisch. Und spielen wir nicht alle Rollen? Wir heucheln Interesse, überspielen Wissenslücken, Ängste, Lustlosigkeit, geben uns anders, als wir sind. Weil uns absolute Ehrlichkeit bloßstellen würde.
Welchen Rat würden Sie jungen Schauspielern oder generell jungen Menschen ans Herz legen?
Geht hinaus und blickt euch um. Studiert Menschen und Gesichter. Vor allem: Lernt andere persönlich kennen. Achtet auf Gesten und Stimmen. Überhaupt, wenn ihr einen Partner sucht. Was bringen zehn offene „Tinder-Türen“, hinter die man bloß kurz hineinblickt, statt die Welt hinter einer voll und ganz zu entdecken?
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