Am helllichten Tag
Braunbärin stahl Torte aus Hotelküche in Italien
Das Thema Braunbären beschäftigt weiterhin die Bevölkerung in der mittelitalienischen Bergregion Abruzzen. Für Aufregung sorgt die Bärin „Gemma“, eines der vom Nationalpark der Abruzzen als „selbstbewusst und problematisch“ eingestuften Exemplare. Das Tier drang am helllichten Tag in ein Hotel in der Bergortschaft Scanno in der Provinz L‘Aquila ein. Die Bärin betrat die Küche des Hotels „Mille Pini“ und verschlang eine Torte und einen Kuchen.
Ein Angestellter beobachtete die Vorgänge und informierte die Parkverwaltung. Wenige Minuten später ging die Bärin zu einer Villa und setzte sich dort auf den Stiegenabsatz. In diesem Sommer hatte die rund 25 Jahre alte „Gemma“ bereits unter Touristen für einige Unruhe gesorgt. So war sie auf einem Spielplatz aufgetaucht, einige verängstigte Kinder flüchteten. Die Bärin gilt aber bisher als harmlos.
Bärin gilt als ungefährlich
„Es gibt Orte, an denen Bären sogar in die Küchen kommen und Kuchen essen, ohne dass sie jemand anrührt, und es gibt Orte, an denen Bären in Gärten gelangen und jemand sie erschießt“, kommentierte Luciano Sammarone, Direktor des Nationalparks der Abruzzen. Er bezog sich dabei auf den Fall der Braunbärin „Amarena“ (Schwarzkirsche), die vergangene Woche erschossen wurde, weil sie in den Garten eines Jägers eingedrungen war.
Der Mann, der in der vorigen Woche in der Abruzzen-Stadt San Benedetto dei Marsi das Bärenweibchen getötet hatte, ist mit Morddrohungen überhäuft worden, sodass er unter Polizeischutz gestellt werden musste.
Jäger erschoss Bärin im Garten
„Ich habe seit drei Tagen nicht mehr geschlafen“, klagte der Kaufmann. „Ich erhalte ständig Anrufe und Textbotschaften mit Morddrohungen. Sie haben sogar meine 85-jährige Mutter angerufen. Meine ganze Familie wird an den Pranger gestellt“, erklärte der Mann, der in der Nacht auf Freitag auf „Amarena“ geschossen hatte, nachdem die Bärin mit ihren beiden Jungen auf sein Grundstück eingedrungen war. Seine Waffe besitzt er legal. Bei der Vernehmung gab der 56-Jährige an, mit der Schrotflinte auf den Boden gezielt zu haben - ein einziges Mal nur und aus Angst.
Trotzdem leitete die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen ihn ein - wegen des Verdachts, das Tier grundlos und grausam getötet zu haben. Indes wird weiter nach den beiden Jungtieren gesucht. Mehrere Fangvorrichtungen mit Ködern, die mit dem Geruch der Mutter versehen waren, brachten zunächst keinen Erfolg.
Nicht viele Exemplare von Art erhalten
„Amarena“ und „Gemma“ sind Marsische Braunbären. Dabei handelt es sich um eine Unterart, von der es nur noch etwa 50 Tiere gibt, während es 1980 noch rund 100 waren. Diese Art lebt am mittelitalienischen Apennin. „Amarenas“ Tod wirft wieder Fragen über das oft problematische Zusammenleben von Bären mit der Bevölkerung in Berggemeinden auf.
Das Thema ist auch in Trentino-Südtirol aktuell. Seit 2010 sind in Mittelitalien 15 Bären getötet worden, drei davon in den Parks der Abruzzen.
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