Der israelische Präsident ist am Dienstagvormittag von Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Inneren Burghof mit militärischen Ehren empfangen worden. Yitzhak Herzog wurde von seiner Frau Michal Herzog zu dem offiziellen Besuch nach Wien begleitet. Herzog lobte Österreichs Kampf gegen Antisemitismus und erinnerte an den Holocaust: „Die Narben sind tief.“
Der „kompromisslose Kampf gegen Antisemitismus“ der österreichischen Regierung solle „Beispiel“ für andere Länder sein, sagte Herzog in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen.
Van der Bellen bekräftigte, dass für Österreich die Erinnerung an die Shoah wachzuhalten, eine „zentrale Aufgabe“ sei. Die Verfolgung und Vertreibung zehntausender Juden aus Österreich „können und wollen wir nicht vergessen“, so der Bundespräsident.
Van der Bellen und Herzog sprachen aber auch über aktuelle politische Themen. Wegen der geplanten Justizreform finden seit Monaten Massendemonstrationen gegen die ultrarechte Regierung unter Führung von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu statt. Kritiker sehen die Gewaltenteilung in Gefahr.
Van der Bellen erklärte, die israelischen Sorgen im Hinblick auf den Iran und die Hisbollah zu teilen. Die Entwicklung und der Erwerb von Atomwaffen durch Teheran seien zu verhindern. Außerdem betonte er, dass Österreich weiterhin an der Zweistaatslösung festhalte. Hier seien „jede Menge von Fragen offen“.
„Freundschaft ist so stark wie nie zuvor"
Dass die Beziehungen zwischen Israel und Österreich „heute so gut sind, schien uns vor wenigen Jahrzehnten unmöglich, fast wie ein Märchen“, erklärte Van der Bellen weiter. Seit Juli 2022 sind die beiden Länder darüber hinaus über eine strategische Partnerschaft verbunden, die insbesondere die Kooperation in den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft und Jugendaustausch intensivieren soll.
Zahl der israelisch-österreichischen Doppelstaatsbürger deutlich gewachsen
In den vergangenen vier Jahren ist auch die Zahl der israelisch-österreichischen Doppelstaatsbürger deutlich gewachsen, infolge einer Gesetzesänderung im Jahr 2019, die direkten Nachkommen von Opfern der Nationalsozialisten den Erwerb der österreichischen Staatsbürgerschaft ermöglicht.
Bisher haben laut Außenministerium mehr als 23.000 NS-Opfer und ihre Nachfahren die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten. Gut die Hälfte der neuen Staatsbürger ist unter 35 Jahre alt.
Mit der Namensmauer in Wien-Alsergrund wird den 65.000 jüdischen Österreicher gedacht, die nach 1938 nicht vor dem Tod flüchten konnten. Sie verhungerten etwa in fremden Ghettos, wurden erschossen oder in Vernichtungslagern umgebracht. Ihre Namen wurden auf 180 Granitplatten im Ostarrichi-Park verewigt. Am Nachmittag gedenken die beiden Staatsoberhäupter den Opfern mit einer Kranzniederlegung an der Shoah-Namensmauer.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.