Russische Streitkräfte klagen über eine mangelnde Ausbildung, fehlende Munition und Geräte sowie über eine schlechte Moral in der Truppe. Das geht aus 17 Telefonaten hervor, die der ukrainische Geheimdienst im Juli abgehört hat (siehe Video oben).
So berichtete der russische Soldat Andrej seiner Ehefrau etwa von heftigen Verlusten seiner Einheit. Die Streitkräfte seien so schlecht ausgerüstet, dass er sich an die Sowjettruppen im Zweiten Weltkrieg erinnert fühlte. „Sie machen uns fertig. Keine Munition, nichts, sollen wir unsere Finger als Bajonette einsetzen?“, sagte Andrej.
Die abgehörten Telefonate geben einen Einblick in die Bedingungen, die russische Soldatinnen und Soldaten in der Ukraine vorfinden. Die Nachrichtenagentur Reuters konnte feststellen, dass die Nummern mit den Namen der Streitkräfte oder deren Angehörigen übereinstimmen.
Auch Neil Melvin von der Denkfabrik International Security Studies at the Royal United Services Institute (RUSI) hält die Aussagen für authentisch. Sie belegten den Zustand, in dem die russischen Soldatinnen und Soldaten teilweise in den Kampf geschickt würden, ohne größere Ausbildung, was zu hohen Verlusten führe. Die wiederum ließen die Spannungen innerhalb der Truppe steigen.
„Verfault, von Würmern angefressen“
„Sie wurden auseinandergerissen“, berichtete beispielsweise Soldat Alexej seiner Mutter Elena am 12. Juli. „Sie lagen da, einige konnten sie nicht bergen, sie sind schon verfault, von Würmern angefressen.“ „Stell‘ dir mal vor, an die Front geworfen, ohne Ausrüstung, mit nichts“, erinnert sich der Russe. Alexej wurde am 29. September 2022 eingezogen und fand sich bald an der Front wieder. Auf das Schlachtfeld wurde er trotz der öffentlichen Zusicherung von Präsident Wladimir Putin geschickt, der sagte, dass die Neuen nicht an die Front müssten.
Die tatsächlichen Verluste würden zudem vor der Moskauer Militärführung verheimlicht, sagte Alexej. „Alles wird verdeckt. Jeder hat Angst (...). Und letztlich ist es den Generälen egal.“
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