Neun Männer und eine 19-jährige Konvertitin - eine Christin aus Oberösterreich, die zum Islam übergetreten war - bejubelten Tötungsvideos, sprachen auch von Anschlägen und funktionierten Wohnzimmer in einen IS-Gebetsraum um. Jetzt griff die Polizei zu und schaltete die Terror-Zelle aus, die mehr plante, als nur zu beten.
Die 19-jährige Oberösterreicherin, die zum Islam konvertierte und auch schon wegen Terrorismus verurteilt ist, war radikaler als die neun jungen Männer, die mit ihr im Linzer Umland eine islamistische Terror-Zelle gegründet hatten. Das gab die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) am Dienstagmorgen bekannt, nachdem die 15- bis 23-Jährigen drei Monate lang observiert worden waren.
Im Bezirk Linz-Land war eine Terrorgruppe ausgehoben worden. Die Gruppe hatte für die Terrororganisationen „Islamischer Staat“ und „Emirat Kaukasus“, die aus den Tschetschenienkriegen hervorgegangen war, geworben und träumte von der Errichtung eines islamistischen Staates bei uns.
Abwendung von „normaler“ Moschee
Man war auf die Spur der jungen Leute gekommen, als sie sich von ihren Moscheen abgewandt hatten - weil die Imame dort aus ihrer Sicht nicht den wahren Islam predigten, also nicht radikal genug waren. Deshalb war die Gruppe von den Nationalitäten her so inhomogen: Die Verdächtigen stammen aus Österreich, Russland, Kroatien, der Türkei, dem Irak oder sind staatenlos: „Die Radikalisierung war ihre Gemeinsamkeit.“
Wegen Verdachts der kriminellen oder terroristischen Vereinigung wird derzeit ermittelt.
Lukas Bedits, Sprecher Bundesministerium für Inneres
„Kuffar töten“, war der Plan
Als die Gruppe, die Tötungsvideos glorifizierte, wie sie der „Islamische Staat“ verbreitet hatte, auch davon redete „Kuffar“, also Ungläubige, töten zu wollen, schlug die Polizei zu. Bei Hausdurchsuchungen fand man Propagandamaterial, Handys, Computer und Datenträger, deren Analyse noch läuft. Ein Wohnzimmer war zum Gebetsraum umfunktioniert, hier sollte die IS-Flagge hängen.
Die 19-jährige Österreicherin ist bereits einschlägig vorbestraft.
Ulrike Breiteneder, Sprecherin Staatsanwaltschaft Linz
Bild: Alexander Schwarzl
Einer der Verdächtigen in Untersuchungshaft
In U-Haft kam nur einer der Verdächtigen: ein 18-Jähriger, bei dem die Justiz in Linz Flucht- und Tatbegehungsgefahr sah. Das bestätigte Ulrike Breiteneder, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Linz. Auch einen Niederösterreicher habe die Gruppe angestiftet: Ein 19-Jähriger war nicht rechtskräftig verurteilt worden, weil er in St. Pölten IS-Graffiti aufgesprüht hatte.
„Fundamentalistische Einstellungen“
Aus dem Büro von Innenminister Gerhard Karner heißt es: „Die Einvernahmen zeigen, dass die Verdächtigen eine fundamental islamische bis terroristische Einstellung aufweisen.“ Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorbekämpfung OÖ, das Landeskriminalamt OÖ, Polizisten aus Linz-Land und die Cobra arbeiteten an diesem Fall.
Schnell genug gewesen - hoffentlich
Meist sind Ermittler zweite, müssen klären, warum es gekracht hat. Und wir sind alle ganz verwundert, dass mitten unter uns Attentäter unerkannt blieben.
Dieses Mal waren die Fahnder schneller, hatten den richtigen Tipp und ließen nicht locker. Weil sie wissen, dass in unserer - oberflächlich betrachtet - beschaulichen Ecke der Welt menschliche Zeitbomben leben. Für die Radikalisierung braucht’s keinen irren Imam in der Moschee - da tummeln sich im Internet genug Verführer.
Jetzt ist zu hoffen, dass freigelassenen Terror-Teenager streng unter Beobachtung bleiben - sie sind sicher noch nicht deradikalisiert.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.