Zukunft ungewiss

Zum Kampf gedrillt: Normales Leben wird schwer

Oberösterreich
06.09.2023 08:00

Die 44 geretteten Kampfhunde aus Ansfelden in Oberösterreich sind psychisch schwer traumatisiert und körperlich beeinträchtigt. Ob sie jemals weitervermittelt werden können, ist ungewiss. Und weitere Beweise zeigen, wie ungeheuerlich die Haltung gewesen sein muss.

Es gilt als unbestritten: Die 44 in Ansfelden aus den Händen eines mutmaßlichen Tierquälers (45) befreiten Hunde müssen in dem unbeleuchteten Kellerverlies ein wahres Martyrium durchlebt haben. Die Haltungsbedingungen waren so extrem, dass die meisten von ihnen vermutlich lebenslang davon gezeichnet bleiben.

Auch „Biene“ ist traumatisiert. (Bild: Pfotenhilfe)
Auch „Biene“ ist traumatisiert.

Neben viel zu kleinen und völlig verdreckten Käfigen bekamen die Vierbeiner kaum Nahrung und kein Wasser – nur eingeweichtes, fauliges Trockenfutter. Sie wurden darauf gedrillt, Artgenossen bei illegalen Kämpfen zu töten.

„Krone“-Recherchen ergaben, dass im Keller auch etliche Patronenhülsen sichergestellt wurden. Die Vermutung liegt daher nahe, dass auf die Tiere geschossen wurde.

Nur gelernt zu töten
Die Misshandlungen scheinen aber nicht nur äußerliche Wunden, sondern auch massive Verhaltensstörungen zur Folge zu haben. „Wir selbst konnten 23 Hunde aus dieser Hölle retten. 14 durften wir zum Tierschutz Austria nach Vösendorf bringen, neun American Staffordshire versuchen wir jetzt bestmöglich bei uns zu versorgen“, sagt Johanna Stadler, Chefin der Pfotenhilfe Lochen.

Im Verlies lagen Hülsen abgefeuerter Patronen. (Bild: zVg)
Im Verlies lagen Hülsen abgefeuerter Patronen.

Aufwendige Betreuung
Die Betreuung sei aufwendig und intensiv. „Sie können vorerst nur alleine gehalten werden, da sie ja nur gelernt haben, andere Hunde zu töten“, so Stadler. Mit erfahrenen Trainern werde nun versucht, sie psychisch zu stabilisieren und zu sozialisieren. „Sie kennen nicht einmal ein Spielzeug, wissen nichts damit anzufangen. Leckerlis etwa nehmen sie nicht von der Hand, sondern warten, bis sie damit alleine sind. Und auch ans Trinken waren sie nicht gewöhnt.“

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Nach etwa drei Monaten intensiver Betreuung wird abschätzbar, ob die Hunde zu vermitteln sein werden.

Johanna Stadler ist die Leiterin des Tierschutzhofes der Pfotenhilfe in Lochen am See

Derzeit verhalten sich die Schützlinge extrem dankbar, beginnen langsam, sich zu entspannen. Sonne und frische Luft tun ihnen gut. „Mit Physiotherapien versuchen wir, ihre durch die Käfige verursachten Haltungsschäden zu korrigieren. Dank Spezialfutter sollen sie jetzt Gewicht und Muskelmasse zulegen.“

Ob die Pfleglinge jemals weitervermittelt werden können? Stadler: „Das ist schwer absehbar, dazu braucht es noch viel Geduld und Vorsicht.“

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