BYD, Build Your Dreams, bringt in Österreich derzeit ein Auto nach dem anderen auf den Markt. Im Herbst bringen die Chinesen ihre Interpretation von Autos wie Tesla Model 3 und BMW i4 auf den Markt. „Krone“-Motorredakteur Stephan Schätzl war mit der 530 PS starken Allradversion in Bayern unterwegs - seine Eindrücke hier im Video!
Im Frühjahr konnte ich bereits vorab die für den chinesischen Markt bestimmte Version checken (davon gibt es hier das Video). Da war das Fahrwerk noch zu weich und quer über die Kofferraumhaube zog sich in Lettern der ausgeschriebene Firmenname BUILD YOUR DREAMS. Das war irritierend. Doch die Chinesen lernen schnell aus Feedback: Die Europa-Version hat nur noch ein kleines BYD rechts am Heck, kombiniert mit der Bezeichnung der Antriebsversion. Im Fall des Testwagens „3.8S“. Wobei auch das irritiert, schließlich würde man da eher einen potenten 3,8-Liter-V8 erwarten, keinen Elektromotor. Aber wenn Porsche seine E-Autos „Turbo“ nennen kann ...
Potent ist er jedenfalls, der 3.8S. Mit 390 kW/530 PS und 670 Nm reißt er mächtig an, und so unangestrengt, wie das im Leben kein V8 zusammenbringen würde. Klar, so ist das bei Elektroautos. Die beiden Motoren hier sind auch noch so gut gedämmt, dass man nicht einmal ein Sirren vernimmt. Stark. So pfeilt die Robbe (= Seal) in 3,8 Sekunden auf Tempo 100, bei 180 km/h wird abgeregelt.
Alternativ gibt es einen Hecktriebler mit 230 kW/313 PS und 360 Nm, der auch ansprechende Fahrleistungen bietet; sein Vorteil des mit 2055 kg um 130 kg geringeren Gewichts ermöglicht einen Sprintwert von 5,9 Sekunden.
Kobaltfreie Cell-to-Body-Batterie
Riesig ist der Unterschied auf der Waage nicht. Das kommt daher, dass beide die gleiche Lithium-Eisen-Phosphat Batterie als in den Rahmen integriertes Bauteil (cell to body) im Boden stecken haben. 82,5 Kilowattstunden reichen mit Heckantrieb nach WLTP für 570 Kilometer, die Reichweite des Allradlers beträgt 520 Kilometer. Blade-Batterie nennen sie diesen in House entwickelten Akku. Die serienmäßige Wärmepumpe tut der Realreichweite gut. Auch der cW-Wert von nur 0,219.
Trotz 800 Volt Spannung dauert das Laden relativ lang: BYD gibt eine Zeit von 26 Minuten an - allerdings von 30 auf 80 Prozent. Die maximale Ladeleistung liegt bei 150 kW, mit Wechselstrom bei 11 kW.
Gutes Platzangebot, feines Ambiente
Die integrierte Batterie senkt den Platzbedarf im Boden, das bringt Raum. Auf der Rückbank herrscht bei einer Außenhöhe von 1,46 Meter hervorragende Kopffreiheit unter dem serienmäßigen Panoramaglasdach, der lange Radstand von 2,92 Meter ermöglicht sehrt guten Knieraum in dem 4,80 Meter langen Auto. Mit 400 Liter nicht rekordverdächtig ist der Kofferraum, aber er wird durch einen Frunk ergänzt, der bei beiden Antriebsversionen 53 Liter fasst.
Der Innenraum ist ansprechend gestaltet, die Verarbeitung gut, die Materialien wirken hochwertig. Einzig das bemusterte Zierplastik auf der Mittelkonsole will sich nicht so richtig stimmig einfügen.
Drehbarer Bildschirm
Der 15,6 große Touchscreen wechselt auf Knopfdruck vom Horizontal- ins Vertikalformat. Seine Reaktion auf Fingertipps dürfte gerne williger sein. Die Farben sind freundlich, die Touchfelder meist groß und gut erreichbar. Mit deutscher Menüsprache irritieren allerdings die Bezeichnungen mancher Punkte. Es dauert, bis man sich da eingearbeitet hat und das Navitainment mit allen Einstellungen problemlos bedienen kann.
Fast schon ärgerlich ist das Tachodisplay. Auf der rechten Seite wird in Ziffern - gut lesbar - das aktuelle Tempo angezeigt. So weit, so gut. An der gleichen Stelle auf der linken Seite wird angezeigt, wie viel Leistung man gerade abruft, in Kilowatt. Das ist ebenso unnötig wie irritierend. Es wäre kein Wunder, wenn das schon bald via OTA-Update geändert würde. Weitere Schrullen - siehe Video!
Die Sprachbedienung reagiert auf „Hey BYD!“
Und so fährt er sich
Das Fahrgefühl ist grundsätzlich ein komfortables, was unter anderem mit dem sehr geringen Geräuschniveau zu tun hat. Auch die Federung ist noch immer komfortabel. Aber: War die im Frühjahr gefahrene China-Version noch viel zu weich im Fahrwerk, passt der Europa-Seal deutlich besser auf unsere Straßen. Er liegt gut in Kurven, lenkt auch brauchbar ein, jedoch vermittelt die Lenkung kaum Gefühl für die Fahrbahn. Auch wenn sie im Sport-Modus etwas mehr Widerstand bietet.
Der Seal ist der erste BYD, der vorne Doppelquerlenker und hinten eine Fünflenkerachse mitbringt, also ziemlich aufwendig konstruiert ist. Die Stoßdämpfer arbeiten adaptiv. Leider halten sie sich mit ihrer Arbeit etwas zu sehr zurück, sodass der Seal auf längeren Bodenwellen intensiv und lange nachschaukelt.
Die Preise
Für den Hecktriebler namens Design werden 48.380 Euro fällig, der Excellence genannte Allradler steht mit 51.380 Euro in der Preisliste. Diese wird wenig Extras umfassen, da die Ausstattung in beiden Fällen schon sehr komplett ist, bis hin zum Adaptivtempomat mit Quasi-Autopilot (der aber nicht sehr gut funktioniert). Markteinführung im Dezember.
Fahrzit
Der BYD Seal ist optisch wie finanziell attraktiv, er ist komfortabel und leise, der Antrieb herrlich kräftig. Leider lässt das Fahrwerk noch Wünsche offen, ebenso die Lenkung. Und die schrullige Bedienung muss man auch erst mal ertragen. Da sollten sie sich in Shenzhen noch etwas überlegen. Mal sehen, ob sie das Feedback wieder so schnell umsetzen. An Model 3 und i4 kommt der Seal einstweilen noch nicht heran.
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