Nur noch wenige Tage dürfen die Schülerinnen und Schüler in Kärnten ausschlafen, bevor am Montag wieder der Ernst des Lebens beginnt: das neue Schuljahr. Und zwar mit einem speziellen Projekt von Bildungsdirektion und Landesregierung: Ein KI-basierter Roboter soll die heimischen Schulen besuchen.
„My name is Elias“, stellt sich der 58 Zentimeter kleine Roboter vor und stemmt kokett seine Hand in die Hüfte. Er steht auf einem Glastisch im Spiegelsaal der Landesregierung, wo er am Mittwoch Journalistinnen vorgestellt wurde. Noch spricht er nur Englisch, aber bald soll er auch Deutsch können. Seine Sprachkenntnisse und andere Fähigkeiten erlernt er gerade, trainiert wird er von HTL-Lehrer Gernot Opriessnig. Seit zehn Tagen verbringen die beiden ihre Zeit miteinander, um Elias fit für das kommende Schuljahr zu machen.
Wie stolze Eltern blicken Bildungsdirektorin Isabella Penz und Bildungsreferent Daniel Fellner auf den kleinen, weißen Roboter mit den Knopfaugen (die eigentlich Kameras sind) - schließlich ist Elias ihr Projekt: „Mit dem neuen Schuljahr beginnt wieder eine spannende Reise“, so Fellner. Eine Reise, die 10.000 Euro gekostet hat, die aber „kritisches Denken anregen und soziale Kompetenzen fördern“ soll. Denn mit seinem auch auf künstlicher Intelligenz (KI) basierten Wissen wird Elias Kärntens Schülerinnen und Schüler beim Lernen unterstützen.
Im Vordergrund steht bei dem kleinen, weißen Männchen nämlich nicht die Technik, sondern die Wissensvermittlung, das Erlernen von sowie der Umgang mit KI. Und zwar für Schüler und Lehrer.
Wofür brauchen Schulen überhaupt einen Roboter?
Viele verschiedene Anwendungsmöglichkeiten soll Elias haben. Konkret könnte er etwa mit Schülern Sprachen lernen, auf den HTL beim Programmieren helfen, für Maturaprojekte zur Verfügung stehen oder bei der Vorbereitung von Referaten unterstützen: „Zum Beispiel sagt ein Schüler: ,Elias, sag mir alles über die Nockberge‘ und er kann dann alles erzählen, was es dazu gibt, und zwar in spielerischer Form“, erklärt Penz.
Vor allem in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) soll der Roboter eingesetzt werden: „Das ist das Zukunftsthema und wir wollen unsere Schüler zukunftsfit machen“, so Penz.
Das Projekt funktioniere nach dem Prinzip „learning by doing“ - in Zukunft würden sich noch weitere Betätigungsfelder für Elias ergeben, an die jetzt noch niemand denke. „Vor 20 Jahren konnten wir uns ja auch noch nicht vorstellen, wofür wir das Handy heute nutzen werden. So ist es jetzt bei KI“, vergleicht Fellner.
Gleichzeitig soll die Medienkompetenz der Lehrkräfte gestärkt werden, sie sollen erkennen, wie KI den Unterricht bereichern kann. Denn besonders beim Thema KI seien die Schüler ihren Lehrern oft voraus. Das hat LR Fellner schon selbst erlebt: „Mein Sohn Noah hat zu Hause etwas programmiert mithilfe von ChatGPT und ich musste nachfragen, was das ist.“
Auf die Idee gekommen ist Fellner durch einen Zeitungsartikel über einen ähnlichen humanoiden Roboter, der in Finnland zum Einsatz kommt: „Das macht den Kindern dort viel Spaß und ich dachte: Das will ich auch, ich will das testen.“
Gesagt, getan: Denn „so eine Entwicklung kann man nicht blockieren und verbieten“, meint Fellner und spielt damit auf Italien an, wo ChatGPT für einige Zeit verboten war. Fellner weiter: „Kärnten geht damit einen riesengroßen Schritt nach vorne“ und ist übrigens das einzige Bundesland in Österreich, in dem so ein Roboter zum Einsatz kommt.
„Wir sind damit Vorreiter. Um die rasante Technologie und Entwicklungen wie künstliche Intelligenz zu erlernen, braucht es so etwas Anschauliches wie Elias“, meint auch Penz.
Übernehmen Roboter bald den Unterricht?
„Nein“, antwortet die Bildungsdirektorin klipp und klar. Ersetzen wird ein Roboter den persönlichen Unterricht nie, da ist sie sich sicher: „Das Wichtigste ist das Lernen mit Lehrern. Sie sind Bezugspersonen, das wird ein Computer oder unser Elias hier nie ersetzen können. Das wollen wir auch gar nicht. Denn KI ist kein Lebewesen, das hat eine Datenbank und Algorithmen hinter sich - da geht es nicht um Emotion und Empathie.“
Wie und wann sich welche Schulen für einen Besuch von Elias anmelden können, ist übrigens noch nicht klar - auch hier gilt „learning by doing“. Zuerst müsse man einen Takt finden und einander kennenlernen, auch weil Elias ja jemanden brauche, der ihn bediene. Und da ist Ein- und Ausschalten nicht genug: „So weit entwickelt ist er noch nicht, dass er selbst in die Schule geht und alles selber macht“, lacht Opriessnig: „Es braucht schon ein gewisses Maß an Expertise, das setzt auch Interesse voraus.“
Aus diesem Grund will die Bildungsdirektion bald Schulungen für Lehrkräfte anbieten. Und sollte das Projekt gut funktionieren, dürfte Elias auch nicht alleine bleiben: „Diese Robotoer entwickeln sich ja weiter, womöglich gibt es nächstes Jahr schon eine neue Generation. Deshalb macht es keinen Sinn, gleich zu Beginn mehrere zu kaufen“, weiß Opriessnig.
Übrigens: Elias ist nicht der erste Einsatz von hypermoderner Technik an Kärntens Schulen! Zwei krebskranke Kinder nehmen bereits über Avatare am Unterricht teil. Diese ermöglichen es ihnen, trotz Therapien und geografischer Entfernung, weiterzulernen.
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