Auf Riesenerdrutsch

Neues „Grün“ kommt mit der Drohne geflogen

Kärnten
06.09.2023 18:01

Die sintflutartigen Regenfälle vom August haben in Unterkärnten gewaltige Schäden angerichtet. Vieles ist wieder aufgeräumt, anderes fast unsanierbar. Wie jener Hang hoch oberhalb von Globasnitz auf dem Simonberg. Dort wird jetzt eine neue Methode zur Wiederbegrünung getestet: mit einer Drohne.

Furchteinflößend ist der Blick von der bis zu zehn Meter hohen Abrisskante in den gewaltigen Erdrutsch-Krater auf dem Simonberg bei Globasnitz. Hier haben die Regenfälle Anfang August das Erdreich so lange durchtränkt, bis die Hölle losbricht: fünf Hektar Wald lösen sich, werden zur gigantischen Mure. Die Massen aus Geröll, Schlamm, Wurzelstöcken und Bäumen donnern talwärts, prallen vom Gegenhang ab, schieben sich durch einen Tobel Richtung Globasnitz. Dort müssen sogar Häuser evakuiert werden. Die Schäden sind enorm, die Kosten für Aufräum- und Wiederherstellungarbeiten kaum abschätzbar. Die Experten der Landwirtschaftskammer haben 180.000 Euro errechnet, doch da sind bei weitem nicht die Folgeschäden erfasst; denn es wird bis zu 150 Jahre dauern, ehe hier wieder ein Wald stehen wird, wie er vor der Katastrophe war.

Neue Methode soll Wald aufforsten
Wichtig ist jetzt einmal, das Gelände zu stabilisieren. Das erfolgte jetzt mit einer neuen Methode, die gleich als Test dazu dient, wie man in Zukunft auf derlei Ereignisse reagieren kann. Die Experten der „Kärntner Saatbau“ haben dazu eine eigene Mischung aus Klee und Gräsern zusammengestellt und von einer Tiroler Firma „behandeln“ lassen. Damit die feinen, leichten Samenkörner schwerer werden und aus dem Feststofftank der Drohne zu Boden fallen, werden sie mit einer Hülle überzogen, die, auf dem Boden angekommen, auch gleich als Starter und Dünger fungiert. „Wenn alles passt, sollte das Saatgut in zehn Tagen keimen und in 14 Tagen sich schon erstes Grün zeigen“, sagt Rainer Frank, Geschäftsführer der „Kärntner Saatbau“.

Unterstützt wird das Pilotprojekt vom Lagerhaus, das die Kosten für den Drohneneinsatz stemmt. Das Fluggerät samt Mannschaft von „SmartMultiCopters“ reiste aus Niederösterreich an und streute binnen nur drei Stunden 150 Kilo Samen. Geht alles gut und bildet sich ein Wurzelgeflecht, könnten in einem weiteren Schritt dann später auch Baumsamen auf diesem Wege ausgebracht werden.

Forstwege fehlen noch immer
Das Versuchsgelände auf dem Simonberg ist mit herkömmlichen Mitteln so gut wie nicht sanierbar, geschweige denn aufzuforsten. Zu steil, zu gefährlich, zu instabil sind die Hänge. Sogar die mächtigen Bäume, die in der Mure teils verkeilt liegen, zu bringen, wird eine extreme Herausforderung für Grundeigentümer Benedikt Laßnigg. Für ihn ist nicht nur der Verlust dieser Waldfläche schmerzlich. Durch das vermurte Hochtal hatte bisher auch einer seiner wichtigsten Forstwege geführt, der weitere Waldstück erschlossen hat. Wann und ob diese Verbindung wieder errichtet werden kann und ob sie je wieder sicher wird, steht noch nicht fest.

Übrigens: Nur fünf Meter von der Abbruchkante entfernt hatten sich in jener Nacht, als auf dem Simonberg die Hölle losgebrochen war, zwei deutsche Urlauber aufgehalten. Sie hatten sich, durch das Getöse aufgeschreckt, zu einem alten nahen Bauernhaus geflüchtet und dann nach Tagesanbruch entdeckt, wie nahe sie der Katastrophe gewesen waren.

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