Neues Paket für Kiew

Waffe mit Nebenwirkungen: USA liefern Uranmunition

Ausland
06.09.2023 21:29

Die USA liefern der Ukraine eine höchst umstrittene wie effektive Waffe: Uranmunition. Die Geschosse sind vor allem für ihre Schlagkraft berüchtigt. Sie durchdringen nicht nur Panzerkleider, sondern bringen gleichzeitig unerwünschte Nebenwirkung mit sich - über deren Folgen gestritten wird.

Bei seinem Besuch in der Ukraine hat US-Außenminister Antony Blinken am Mittwoch weitere US-Hilfen für Kiew in Höhe von mehr als einer Milliarde Dollar angekündigt. Darin enthalten ist laut Verteidigungsministerium Munition mit abgereichertem Uran für US-Panzer vom Typ Abrams - dessen Auslieferung bald erfolgen soll. Die Regierung von Joe Biden ließ bereits vor zwei Monaten mit der Bereitstellung von Streumunition aufhorchen. 

Die Uran-Ankündigung reiht sich nahtlos in die stufenweise Intensivierung der US-Feuerkraft in der Ukraine ein - wenngleich auch dieses Lieferversprechen streitbar ist. Das Metall ist giftig, sowohl für Soldaten als auch für andere Menschen, die damit in Berührung kommen. Folgend beantwortet krone.at alle wichtigen Fragen zur Waffe.

Was ist Uranmunition?
Abgereichertes Uran ist ein Abfallprodukt, das bei der Anreicherung von Uran für den Einsatz in Atomkraftwerken oder bei der Herstellung von Atomwaffen entsteht. Es ist etwa 60 Prozent weniger radioaktiv als Uran im Naturzustand.

Uran hat eine sehr hohe Dichte und ist etwa 1,7-mal so dicht wie Blei. Es ist so hart, dass es beim Auftreffen auf ein Ziel kaum seine Form verändert - und gilt daher als panzerbrechend. Darum wird abgereichertes Uran eingesetzt, um Granaten und Bomben mehr Durchschlagskraft zu verleihen.

Ist Uranmunition eine Nuklearwaffe?
Laut dem Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, ist Uranmunition nicht radioaktiv und „nicht einmal nahe dran“, als Atomwaffe zu gelten. Die Verwendung von Uranmunition oder auch DU-Munition (englisch: depleted uranium) ist nach internationalem Recht nicht verboten.

US-Milliarden für die Ukraine

Nach Angaben des Pentagons haben die USA seit dem Kriegsbeginn Ende Februar 2022 militärische Hilfe im Umfang von mehr als 43 Milliarden US-Dollar für Kiew bereitgestellt oder zugesagt.

Auch die Deutsche Bundesregierung erklärte kürzlich, dass es sich bei Uranmunition nicht um „Kernwaffen“ handeln würde - wie von Russland in der Vergangenheit behauptet. Untersuchungen in Gebieten, wo die Munition zum Einsatz gekommen ist, hätten zudem gezeigt, dass keine „signifikanten Strahlenexpositionen der Bevölkerung“ zu erwarten seien. Uranmunition kam beispielsweise in Kosovo, Bosnien und Herzegowina, Irak oder Kuwait zum Einsatz.

Ist Uranmunition in der Ukraine bereits im Einsatz?
Auch in der Ukraine wird auf die umstrittene Munition bereits zurückgegriffen. London lieferte Kiew schon im April tausende Geschosse für die britischen Kampfpanzer des Typen Challenger 2. Darunter sei auch panzerbrechende Munition mit abgereichertem Uran gewesen. „Aus Sicherheitsgründen werden wir nicht kommentieren, wie viele Schuss die Ukraine bereits genutzt hat“, betonte damals Verteidigungsstaatssekretär James Heappey auf eine schriftliche Anfrage im britischen Parlament.

Überblick zu westlichen Waffensystemen in der Ukraine: 

Laut westlichen Offiziellen sind auch die russischen Streitkräfte im Besitz der DU-Munition. Geschosse mit abgereichertem Uran sind in vielen Ländern Teil des Militärarsenals, insbesondere in den USA und Russland. Sie wurde im Zweiten und Dritten Golfkrieg eingesetzt sowie im ehemaligen Jugoslawien 1990. Das Pentagon hat eingeräumt, abgereichertes Uran im Jahr 2015 zweimal im Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS) in Syrien eingesetzt zu haben.

Wie giftig ist Uranmunition?
Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) stuft abgereichertes Uran als giftiges und radioaktives Schwermetall ein. Beim Aufprall auf ihr Ziel setzen die Geschosse Uranoxid und -partikel frei. Nach Angaben der kanadischen Atomsicherheitskommission ist das gesundheitliche Hauptrisiko nicht die Radioaktivität, sondern die chemische Giftigkeit des abgereicherten Urans.

Demnach kann die Aufnahme oder das Einatmen hoher Mengen die Niere beeinträchtigen und über längere Zeit das Lungenkrebsrisiko erhöhen.

Der britische Premierminister Rishi Sunak (Bildmitte) hat die Ukraine bereits mit Uranmuntion ausgestattet. (Bild: AFP)
Der britische Premierminister Rishi Sunak (Bildmitte) hat die Ukraine bereits mit Uranmuntion ausgestattet.

Abgereichertes Uran gilt auch als eine mögliche Ursache für Gesundheitsprobleme bei Golfkriegsveteranen sowie als möglicher Grund für die hohe Zahl von Krebserkrankungen und Geburtsfehlern in der irakischen Stadt Falludscha. Dies wurde wissenschaftlich jedoch nicht nachgewiesen.

Viele Studien kamen zu dem Schluss, dass es keine Beweise für die Schädlichkeit von abgereichertem Uran gibt. Diese Ergebnisse bleiben jedoch umstritten.

Was sagen die Vereinten Nationen zu Uranmunition?
Nach Angaben des UN-Büros für Abrüstungsfragen (Unoda) haben Studien, an denen auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) beteiligt war, keine signifikanten Risiken für Öffentlichkeit und Umwelt beim Einsatz abgereicherten Urans ergeben, solange nur kleine Teile beim Aufprall in die Umwelt gelangten.

In Situationen, in denen Fragmente von oder gar vollständige Munition mit abgereichertem Uran gefunden wurden, gäbe es hingegen „ein potenzielles Risiko von Strahlenwirkung für Personen, die in direkten Kontakt damit kommen“.

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