Die jüngsten Wetterkapriolen, die Teuerung und die flauen Wirtschaftsdaten sorgen in Österreich für eine durchwachsene zweite Saisonhälfte. Je nach Region und Betrieb wird der Verlauf höchst unterschiedlich bewertet. Von Euphorie ist jedenfalls keine Spur mehr zu sehen.
Der Sommer begann für den Tourismus so, als ob alles eitel Wonne wäre: Die Nächtigungen von Mai bis Juli übertrafen mit 39,5 Millionen den Vor-Corona-Wert aus 2019 um 6,1 Prozent. Die Hauptsaison im Juli startete mit einem All-Time-High. Schon wurde spekuliert, dass wir auf neue Rekorde zusteuern.
Doch jetzt gab es einige Dämpfer, für den August wird ein Rückgang erwartet. Die Unwetter sorgten in manchen Teilen Kärntens oder Salzburg für Abreisen und Buchungsstopps. „Es ist mittlerweile sehr durchwachsen und nach Regionen unterschiedlich“, weiß Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler, die viele Gespräche mit Hoteliers geführt hat. „Häuser mit vielen Stammgästen sind für den Herbst gut gebucht, ansonsten entscheidet sich vieles immer kurzfristiger.“
Die Flucht vor Hitzewellen und extremen Niederschlägen führe auf jeden Fall dazu, dass jene, die die Wahl haben, lieber auf die Vor- oder Nachsaison ausweichen, ergänzt Wifo-Experte Oliver Fritz.
Dazu steige auch die „Preissensibilität“. Kraus-Winkler: „Wenn jemand versucht, im September Hauptsaison-Preise zu verlangen, spürt er sofort, dass die Nachfrage zurückgeht.“ Weitere Verteuerungen seien schwierig, obwohl Energie- und Personalkosten noch immer steigen.
Schon das ganze Jahr über sei zu beobachten, dass bei den Nebenausgaben im Urlaub gespart werde. Fritz: „Die Urlaubslust ist da, aber es wird weniger konsumiert.“ Das bringe speziell in der Gastronomie Betriebe finanziell unter Druck.
Wien hat wieder aufgeholt
Eine Folge davon ist, dass Ferienwohnungen und Urlaub am Bauernhof stark nachgefragt sind, so Kraus-Winkler. Auffällig sind die Unterschiede nach Bundesländern: Kärnten und Niederösterreich haben sich im bisherigen Verlauf des Sommers weniger gut entwickelt als andere (siehe Grafik), Wien hat viel aufgeholt, obwohl dem Städtetourismus noch immer die asiatischen Gäste fehlen.
Doch zu den Stoßzeiten im Sommer tauchen wieder bekannte Probleme auf: „Hotspots“ wie Hallstatt, Dürnstein oder Salzburg-Stadt müssen mit einem zeitweise zu starken Ansturm der Touristenmassen zurechtkommen. Auch manche Wanderrouten oder Klettersteige sind oft überfüllt. Haben wir zu viele Urlauber im Land?
Besucherstrom-Management an „wenigen Tagen“ nötig
„Es sind nur wenige Tage, in denen die räumliche und zeitliche Konzentration nicht akzeptabel ist“, so Kraus-Winkler, „da braucht es ein Besucherstrom-Management.“ Sie verweist auf digitale Möglichkeiten wie Zeit-Slots über eine App oder andere „smarte“ Lösungen, um die Frequenzen an bestimmten Tagen zu steuern. „Das gibt es auch im Ausland, etwa für beliebte Museen.“ Dürnstein in der Wachau habe da z.B. schon einige Ideen in der Umsetzung.
Die Experten rechnen für die Zukunft mit weiteren Zuwächsen. Gäste aus Asien fehlten heuer noch großteils. Dazu kommen künftig vielleicht auch jene, denen es im Sommer am Mittelmeer zu heiß war. Voraussetzung ist aber, dass die Wirtschaftskrise nicht erneut die Lust am Reisen einschränkt.
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