Alltag in Ostukraine
Wichtige Medikamente: Russischer Pass oder Tod
Wäre der Alltag in der Ostukraine aufgrund des nach wie vor tobenden Kriegs nicht ohnehin schwer genug, machen es die russischen Besatzer den Einheimischen auch zusätzlich schwer. Belegen soll das nun etwa ein Video, das in den sozialen Medien geteilt wird. Ein Mann wird darin vor die Wahl gestellt: russischer Pass oder Tod.
Unabhängig prüfen lassen sich die Aufnahmen nicht, die Stadtverwaltung von Mariupol möchte aber mit dem Video einen Eindruck geben, mit welchen Schikanen man dort teils konfrontiert ist. In dem Video zu sehen ist ein angeblich an Diabetes erkrankter Einwohner Mariupols, der sich in einem örtlichen Krankenhaus dringend notwendige Medikamente zur Therapie besorgen möchte.
Dort kommt er aber nur bis zur Tür - Insulin werde nur noch an Personen ausgegeben, welche einen russischen Pass vorweisen können, wird in einem Aushang verwiesen.
„Die Menschen müssen sich entscheiden“
„Ohne Pass ist es unmöglich, Hilfe zu bekommen, eine lebenswichtige Behandlung zu erhalten, einen Job zu finden oder sich frei zu bewegen. Die Menschen müssen sich entscheiden - entweder sie bekommen ein Dokument und haben zumindest einige Rechte, oder sie sterben“, erklärte Wadym Bojtschenko, der noch vor dem Krieg gewählte Bürgermeister von Mariupol.
Die Stadt zählt nach einer dreimonatigen Eroberung zu den bisher von Russland annektierten Gebieten. In einem heftig kritisierten Scheinreferendum wurde schließlich der Anschluss an den Aggressor beschlossen.
Druck auf Bevölkerung wächst
Ein Erlass von Russlands Präsident Wladimir Putin sieht nun vor, dass alle Einwohner der besetzten Gebiete bis Mitte 2024 die russische Staatsangehörigkeit annehmen. Dementsprechend wird auf verschiedene Art und Weise Druck auf die Bevölkerung ausgeübt.
Aus russischer Sicht „Staatenlose“ sowie Inhaber von „Pässen“ der „Volksrepubliken“ von Donezk und Luhansk, die nicht die Staatsangehörigkeit der Besatzer annehmen wollen, sollen nur noch bis zum 1. Juli 2024 in den betroffenen Gebieten leben dürfen - allen anderen droht die Abschiebung.
Ukrainer kämpfen sich mühsam zurück
Indessen versucht die Ukraine zizerlweise ihr Staatsgebiet zurückzuerobern. Dabei helfen soll eine weitere Finanzspritze und nun gelieferte Uranmunition aus den USA. Die zusätzliche Unterstützung werde der ukrainischen Gegenoffensive gegen die russischen Streitkräfte helfen, weiter „an Fahrt zu gewinnen“, so US-Außenminister Antony Blinken.
Der Einsatz von Uranmunition ist umstritten. Gegner kritisieren Gesundheitsrisiken durch den Kontakt mit radioaktivem Uranstaub. Kremlsprecher Dmitri Peskow erklärte am Donnerstag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge, der Einsatz solcher Munition werde zu einer Erhöhung der Erkrankungen an Krebs und anderen Leiden führen.
Bringt Uranmunition die Wende?
Die Verwendung von Uranmunition oder auch DU-Munition (englisch: depleted uranium) ist nach internationalem Recht nicht verboten. Der Einsatz ist aber umstritten, weil das Metall giftig ist - sowohl für die Soldaten als auch für Menschen, die im Kriegsgebiet leben. Abgereichertes Uran ist etwa 60 Prozent weniger radioaktiv als Uran im Naturzustand.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.