Die ukrainische Gegenoffensive nimmt weiter Fahrt auf: Der ukrainische Generalstab meldet einen „Teilerfolg“ bei Bachmut sowie Fortschritte beim Vormarsch nach Süden zum Asowschen Meer. Ein hoher US-Beamter geht von einer „realistischen Chance“ aus, dass die verbleibenden russischen Verteidigungslinien noch bis Jahresende durchbrochen werden können.
Die Gegenoffensive der Ukraine gegen die russischen Besatzer dauert seit drei Monaten an. Nachdem es lange nur langsame Fortschritte gegeben hatte, gewinnt sie nun etwas an Fahrt, sagte Trent Maul, Direktor der Analyseabteilung des US-amerikanischen Militärnachrichtendienstes im Interview mit dem „Economist“.
Russische Barrikaden unterschätzt
Er räumte ein, dass die USA und die Ukraine unterschätzt hatten, wie tief die russischen Verteidigungsanlagen sind. Sie mit gepanzerten Fahrzeugen zu durchdringen, habe sich daher als schwieriger als erwartet erwiesen, so Maul.
Nun bestehe aber eine „realistische Chance“, bis zum Jahresende die verbleibenden russischen Abwehranlagen zu durchbrechen. Die Wahrscheinlichkeit dafür liege bei 40 bis 50 Prozent, erklärte der Geheimdienstler. Entscheidend für einen Erfolg seien dabei ausreichend Munition für die Artillerie, die den Vormarsch sichert, sowie günstiges Wetter im Herbst.
Erste Linie durchbrochen
Zuletzt konnte nach ukrainischen Angaben die erste russische Verteidigungslinie in der Oblast Saporischschja im Süden der Ukraine durchbrochen werden. Ukrainische Generäle gehen davon aus, dass die zweite und dritte Linie dann nicht mehr so stark befestigt sind.
Auch diese Verteidigungsanlagen stellen aber deutliche Herausforderungen für die Ukraine dar und werden in einigen Sektoren möglicherweise stark gehalten, erklärte das Institut für Kriegsstudien (ISW) am Freitag. Gleichzeitig bestätigte das US-Institut taktische Erfolge der ukrainischen Streitkräfte: im Osten bei Bachmut, im Süden bei den Siedlungen Robotyne und Werbowe. Auch ein bekannter russischer Militärblogger schrieb laut „Ukrajinska Prawda“ von einem Vorrücken der ukrainischen Armee.
Selenskyj zeichnete Einheiten aus
In seiner Videoansprache Donnerstagnacht gab Präsident Wolodymyr Selenskyj bekannt, dass er Militäreinheiten im Osten und Süden des Landes für ihre Aktionen gegen die russischen Truppen gedankt und sie ausgezeichnet habe. Die Gegenoffensive begann im Juni und konzentriert sich im Osten auf die Rückeroberung von Bachmut, das im Mai eingenommen worden war. Im Süden ist es das Ziel der Ukraine, die russischen Streitkräfte zwischen der Krim und der Oblast Donezk zu spalten.
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