Kreml quasi machtlos
China beansprucht jetzt Teil Russlands für sich
In einer neuen Landkarte markiert China 100 Quadratkilometer russischen Territoriums für sich - plötzlich gehört die Insel Bolschoi Ussurijski zur Volksrepublik. Der russische Präsident Wladimir Putin muss dieses machtpolitische Kalkül widerstandslos hinnehmen, denn sein Land ist auf das Wohlwollen Pekings angewiesen.
Bereits Ende August hatte das Ministerium für natürliche Ressourcen eine Neuversion der „nationalen Karte Chinas“ veröffentlicht. Es ist ein offizielles Dokument und wird von Schulen, Universitäten und Medien des Landes verwendet.
Die Insel Bolschoi Ussurijski war erst im Jahr 1929 im Zuge des sowjetisch-chinesischen Krieges von Moskaus Truppen erobert worden. 2004 musste Russland die westliche Hälfte an China abtreten. Grundsätzlich war vorgesehen, dass der östliche Teil immer bei Russland bleibt. Aber nun nutzt Peking die Gunst der Stunde und zeigt dabei sein wahres Gesicht.
Kaltes Kalkül
Denn von echter Freundschaft kann man hier wohl nicht mehr sprechen. Das heute stark von China abhängige Russland wird dem wohl kaum etwas entgegensetzen können, ist Peking doch sozusagen der letzte Retter nach den massenhaft gegen das kriegsführende Land verhängten Sanktionen. Aber auch das passiert nicht ohne Hintergedanken - denn Peking bezieht zu Rabattpreisen Rekordmengen russischen Öls.
Chinesen von Staatspropaganda geblendet
In den staatsnahen russischen Kreisen macht sich Unmut breit. Chinas Bevölkerung hat jedoch eine andere Sicht auf die Dinge. Aufgrund der flächendeckenden Zensur gelingt es, ihr zu vermitteln, dass der Territorialstreit nur eine „westliche Verschwörung“ sei. Sie solle lediglich einen Keil zwischen Peking und Moskau treiben, heißt es dazu.
Zwischenfall am Ussuri im Jahr 1969
Vor Jahrzehnten hatte ein russisch-chinesischer Grenzstreit beinahe zu einem Nuklearkonflikt geführt. Auslöser des „Zwischenfalls am Ussuri“ waren zum einen politische Spannungen, da sich die kommunistischen Parteien der Länder (KPdSU und KPCh) wegen der ideologischen Vormachtstellung zankten und zum anderen der unklare Status der Insel Zhenbao Dao im Grenzfluss Ussuri. Das Zerwürfnis ging so weit, dass es zu bewaffneten Zusammenstößen kam, die beinahe in einen größeren Krieg zwischen der Sowjetunion und China gemündet hätten.
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