Die Idee war gut, die Ausführung gewöhnungsbedürftig: Der neue „Tatort“ mit dem Titel „Erbarmen. Zu spät.“ zeigt am Sonntagabend auf ORF 2 fast ausschließlich Nachtszenen, was dem Sehkomfort empfindlich schadet.
Nein, Sie brauchen keine neue Brille. Es ist ganz normal, wenn Sie heute Abend (20.15 Uhr, ORF 2) den sonntäglichen „Tatort“ nur in verkrampft nach vorn gebeugter Haltung und mit zusammengekniffenen Augen anschauen können. Der Großteil der Szenen für den Krimi „Erbarmen. Zu spät.“ wurde nämlich nächtens gedreht, und so kann man die Handlung über weite Strecken nur erahnen bzw. den Mordfall als Hörspiel verfolgen. Sicher hielt Regisseur und Drehbuchautor Bastian Günther den Einfall, seine Kommissare eine Folge lang buchstäblich im Dunkeln tappen zu lassen, für besonders originell. In der Praxis waren die Dreharbeiten aber mühsamer als sonst: „Irgendwann, in der dritten Nachtdreh-Woche bemerkt man eine kollektive Ermüdung im Team. Man wird irgendwann langsamer.“ Die abgelegene Location auf einem weiten Feld mit unbefestigtem Boden machte die Sache nicht einfacher. Aber: „Das Schöne ist, dass es eine große Konzentration und Fokussierung in der Nacht gibt. Man ist auf diesen Feldern ganz allein und ist ganz bei der Sache, man ist in einer Blase. Es war dann schwierig, sich wieder auf den Tag umzustellen.“
Der Fall an sich hätte Potenzial: Ein Polizist soll erschossen worden sein, doch der Augenzeuge kann sich nicht mehr an den Ort des Verbrechens erinnern und irrt mit dem Suchtrupp durch die Nacht - und die Kommissare Anna Janneke (Margarita Broich) und Paul Brix (Wolfgram Koch) stoßen bei der Suche nach der Leiche auf Geheimnisse, mit denen sie niemals gerechnet hätten. Der Fall erfährt eine radikale Wendung und erschütterte die Ermittler in ihren Grundfesten. Zuviel sei hier nicht verraten, nur, dass es eine reale Inspiration für den Fall gab.
Aber vielleicht haben Sie an einem schönen Spätsommerabend ohnehin etwas besseres zu tun, als schemenhafte Figuren auf einem schwarzen Bildschirm auszumachen. Ihre Augen werden es Ihnen danken.
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