5500 Euro pro Salve

Uralt-Panzer holt Putins Drohnen billig vom Himmel

Ausland
08.09.2023 15:29

Der Tod in der Ukraine kommt häufig aus der Luft. Wladimir Putins Truppen überziehen den ukrainischen Luftraum mit Billigdrohnen iranischer Bauart. In der Vergangenheit war der Abschuss der fliegenden Killer auch ein wirtschaftliches Problem - zumindest bis jetzt.

Was sich in den Wolken im Osten und Süden des Landes abspielt, ist kaum zu begreifen. Allein seit dem 30. August zischten laut ukrainischen Angaben 98 Shahed-Drohnen aus iranischer Herstellung durch die Luft - stets flankiert von russischen Luft- und Bodenraketen.

Neben logistischen Herausforderungen durch die enorme Anzahl an Flugkörpern haben die ukrainischen Streitkräfte bei der Abwehr auch mit ökonomischen Herausforderungen zu kämpfen. 

Moderner Schutz, teurer Schuss
Westliche Partner haben die Truppen von Präsident Wolodymyr Selenskyj mit modernster Technik ausgestattet, um den Luftraum zu verteidigen. Deutschland lieferte die Iris-T, die USA das Luftabwehrsystem NASAMS und sogar den Goldstandard, die Patriot.

Das Problem: Die Zerstörung einer solchen Drohne kann je nach Typ zwischen 140.000 und 500.000 Dollar kosten - pro Schuss. Die gegenwärtige Patriot-Abfangrakete sprengt jede ökonomische Vernunft. Einem Bericht vom Zentrum für Strategische und Internationale Studien (CSIS) zufolge kostet sie etwa 4 Millionen Dollar pro Schuss.

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Nicht schlecht für den alten Kameraden.

(Bild: P. Huber)

Oberst Markus Reisner

Wladimir Putin kauft die sogenannte Kamikaze-Drohne beim iranischen Terrorregime vergleichsweise billig ein. Schätzpreis pro Stück: zwischen 20.000 und 50.000 US-Dollar.

Gepard - bringt Altgerät die Wende?
Doch der Ukraine gelingt es immer häufiger den Spieß umzudrehen. Ausgerechnet der - vielerorts bereits ausrangierte - Flugabwehrpanzer Gepard holt Putins Todesdrohnen in großen Zahlen vom Himmel, wie ein kürzlich veröffentlichter Videomitschnitt veraunschaulicht.

Oberst Markus Reisner vom Bundesheer schätzt anhand der Bilder die Kosten für den Abschuss der zwei Drohnen auf im Vergleich läppische 22.000 Euro. „Nicht schlecht für den alten Kameraden“, so Reisner gegenüber krone.at. Der Gepard hätte vier Salven abgefeuert. Bei 22 Minenbrandgranaten pro Serie würde das insgesamt 88 Stück ergeben. Eine Granate aus den vorhandenen Beständen koste etwa 250 Euro.

Der Gepard wurde in den 70er-Jahren in entwickelt und von der Bundeswehr schon vor zehn Jahren ausgemustert. (Bild: AFP)
Der Gepard wurde in den 70er-Jahren in entwickelt und von der Bundeswehr schon vor zehn Jahren ausgemustert.

Die Militärexperten des CSIS, Mark Cancian and Tom Karako, beschrieben die bisherige finanzielle Schieflage bereits im vergangenen Jahr: „Der Abschuss von 4-Millionen-Dollar-Raketen auf russische Marschflugkörper im Wert von 250.000 Dollar könnte gerechtfertigt sein, wenn diese Raketen sensible Ziele treffen würden. Der Abschuss einer 4-Millionen-Dollar-Rakete auf eine iranische Shahed-136-Drohne im Wert von 50.000 Dollar wäre wahrscheinlich nicht gerechtfertigt.“

So verwundert es nicht, dass Deutschland im Februar die Produktion neuer Munition in Auftrag gegeben hat. Wie das deutsche Verteidigungsministerium am Dienstag in Berlin mitteilte, lieferte Rheinmetall eine erste fünfstellige Anzahl an Patronen aus. Für die neuwertige Munition liegt der Kostenpunkt allerdings etwas höher: Der Gesamtpreis für die Lieferung wird auf 168 Millionen Euro beziffert - also 560 Euro pro Granate.

Weitere Geparde bis Jahresende
Die deutsche Bundesregierung will der Ukraine bis Jahresende 45 weitere Gepard-Flugabwehrpanzer zur Verfügung stellen. „Darüber hinaus wollen wir gegen Ende des Jahres in Zusammenarbeit mit den USA nochmals weitere bis zu 30 Gepard-Panzer liefern“, sagte Brigadegeneral Christian Freuding kürzlich gegenüber der „Welt am Sonntag“.

Das ist auch bitter nötig, da das Netz der ukrainischen Luftabwehr zwar stark verbessert, aber noch nicht engmaschig genug ist. Immer wieder werden die Ukrainer von der schieren Masse der Billigdrohnen übermannt. Nur 65 der eingangs erwähnten 98 Kamikaze-Drohnen konnten vom Himmel geholt werden.

Die anderen? Zerstörte Wohnhäuser, tote Zivilisten und Soldaten in den Straßen sowie zerfetzte Stadtbilder zeigen jeden Tag aufs Neue, dass die Opfer dieses Angriffskrieges nicht in Geld aufzuwiegen sind. Millionen Euro hin oder her.

Shahed Marke Eigenbau?
Waffenexperten haben zudem abgeschossene russische Drohnen in der Ukraine untersucht. Ihr Fazit: Russland stellt das iranische Modell jetzt selbst unter dem Namen Geran-2 her. Auch der britische Geheimdienst berichtete jüngst davon. Reisner rechnet künftig mit einer Stückzahl von 6000 pro Jahr. Es droht eine Massenproduktion der fliegenden Killer - und die Ukraine benötigt jeden lieferbaren Schuss, um sie auch in Zukunft in großen Zahlen vom Himmel holen zu können.

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