Anlagebetrug

11.196 Jahre Haft für Kryptobörsen-Chef in Türkei

Web
08.09.2023 14:47

Der Gründer der Digitalwährungsbörse Thodex und seine zwei Brüder sind in der Türkei zu je 11.196 Jahren Haftstrafe verurteilt worden. Für Faruk Fatih Özer und seine Brüder sei das Urteil am späten Donnerstag nach kurzem Prozess vor einem Gericht in Istanbul gefallen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am Freitag.

Die Staatsanwaltschaft hatte für den 29-jährigen Özer eine Haftstrafe von 40.562 Jahren wegen Geldwäsche, Betrugs und der Bildung einer kriminellen Organisation gefordert.

Der Thodex-Gründer war im August 2022 in Albanien auf Grundlage eines internationalen Haftbefehls festgenommen und später ausgeliefert worden. Die türkischen Behörden warfen Özer damals vor, mit zwei Milliarden Dollar von den Konten von fast 400.000 Anlegern aus der Türkei geflüchtet zu sein.

Özers Kryptowährungsbörse mit Sitz in Istanbul hatte mit aggressiver Werbung um Anleger geworben - türkische Models versprachen etwa Luxusautos. Die Kryptowährung Dogecoin bot die Plattform zum Viertel des Preises an, den andere Kryptowährungsbörsen verlangten. Die Käufer konnten sie aber nicht wieder verkaufen oder gegen andere Digitalwährungen tauschen.

Abgesetzt
Im April 2021 war die Seite dann nicht mehr erreichbar - wenige Tage vorher hatte Thodex eine Mitteilung veröffentlicht, wonach fünf Tage für eine „Investition von außen“ nötig seien. Die türkischen Behörden veröffentlichten ein Foto von Özer, aufgenommen bei der Passkontrolle auf dem Flughafen von Istanbul. Zwei Tage nach dem Abflug beschwerte er sich bei Twitter, die Vorwürfe gegen ihn seien „unbegründet“. Er sei unterwegs, um Investoren zu treffen.

Der Fall machte in der Türkei große Schlagzeilen, da er mit einem Kryptoboom im Land zusammenfiel. Viele Türken wendeten sich mit dem tiefen Fall der türkischen Lira, der vor mehr als zwei Jahren begann, den Digitalwährungen zu. Seitdem hat Ankara die Kryptowährungen jedoch stärker reguliert.

Die Türkei ist für lange Gefängnisstrafen ihrer Gerichte bekannt. Die hohen Strafen wurden üblicher, nachdem das Land im Jahr 2004 die Todesstrafe abgeschafft hatte, um seine Chancen auf einen Beitritt zur Europäischen Union zu erhöhen.

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