Mehr Männer betroffen

Auf einen Suizid fallen 20 Suizidversuche

Vorarlberg
08.09.2023 17:15

Am Freitag haben die beiden Psychiater Reinhard Haller und Albert Lingg den Vorarlberger Suizidbericht für das Jahr 2022 vorgestellt. Dieser beinhaltete einige ausgesprochen bemerkenswerte Details. 

Die wichtigsten Kennzahlen gleich vorweg: Insgesamt 44 Menschen, darunter tragischerweise auch ein Kind, haben ihrem Leben eigenmächtig ein Ende gesetzt, das sind drei mehr als im Jahr zuvor. Nach wie vor sind vor allem Männer betroffen, deren Suizidquote ist rund viermal so hoch wie jene bei Frauen. Das liegt zum einen daran, dass Männer tendenziell eher zu impulsivem Verhalten neigen, zum anderen aber auch an der fehlenden Bereitschaft, sich in Krisensituationen professionelle Hilfe zu holen.

Generell sind aber das Bewusstsein für psychische Probleme und die Sensibilität im Umgang mit ihnen in den vergangenen Jahren gewachsen. „Der Thema Suizid ist gesellschaftlich enttabuisiert worden, parallel dazu sind die Hilfsangebote ausgebaut worden“, berichtet Lingg. Das hatte überaus erfreuliche Folgen: So lag die Suizidrate, also die Zahl der Suizide pro 100.000 Einwohner, Mitte der 1980er-Jahre in Vorarlberg noch deutlich über 20 - aktuell beträgt sie 10,9, womit das Ländle auch unter dem österreichischen Schnitt (11,7) liegt. 

10,9

Menschen pro 100.000 Einwohner haben sich in Vorarlberg 2022 das Leben genommen.

Indikator für die gesamte Gesellschaft
Die Verteilung der Suizide ist auch ein Indikator dafür, wo der Schuh in einer Gesellschaft besonders drückt - oder auch nicht. So ist etwa in Vorarlberg der Anteil alter Menschen an den Suiziden vergleichsweise gering, was für ein stabiles soziales Netz und eine gute Qualität der Pflege spricht. Anderseits ist die Suizidrate bei arbeitslosen und alleinstehenden Männern im Alter zwischen 55 und 65 Jahren überdurchschnittlich hoch - was darauf hindeutet, dass sich in Vorarlberg der Selbstwert immer noch stark über die „Leistung“ definiert. 

Zitat Icon

Wissenschaftlich erhobene Suizidzahlen sind einer der verlässlichsten Indikatoren für die psychische Gesundheit einer Gesellschaft.

Psychiater Reinhard Haller

Gesundheitsberufe als neue Risikogruppe
Besonders zwei Aspekte stechen aus dem Suizidbericht hervor: Zum einen, dass Beschäftigte in Gesundheitsberufen mittlerweile zu den Risikogruppen zählen - hier sind Frauen auch stärker betroffen als Männer, was aber angesichts der Geschlechterverteilung in diesem Berufsfeld nicht verwundert. Zum anderen haben die Folgen der Corona-Pandemie entgegen vieler Prognosen bis jetzt zu keinem signifikanten Anstieg der Selbstmorde geführt. Haller und Lingg erklären dies vor allem mit der Intensivierung der Hilfsangebote.

Fakt bleibt aber, dass in Vorarlberg noch immer pro Jahr mehr Menschen an Suizid sterben als durch Verkehrsunfälle, Morde, Drogen und Aids zusammen. Und Tatsache ist ebenfalls, dass auf jeden Suizid 20 Selbstmordversuche fallen.

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