Stärke 6,8
Hunderte Tote bei schwerem Erdbeben in Marokko
Bei einem schweren Erdbeben in Marokko sind am späten Freitagabend (Ortszeit) mehr als 1000 Menschen ums Leben gekommen. Das marokkanische Innenministerium sprach Samstagmittag von mindestens 672 Verletzten. Die größten Schäden entstanden außerhalb der Städte. Falls Sie betroffen sind, können Sie sich auf krone.at (alle Infos siehe im Text unten) melden!
Informationen über Betroffene aus Österreich lägen derzeit nicht vor, teilte das Außenministerium am Samstagvormittag mit. Aktuell seien jedoch rund 30 Personen reiseregistriert, hieß es weiter. Ein Mitarbeiter der österreichischen Botschaft in Rabat sei bereits auf dem Weg in das besonders betroffene Krisengebiet Marrakesch.
215 Auslandsösterreicher in Marokko
Laut Ministerium befinden sich aktuell rund 215 Auslandsösterreicher in Marokko. „Sie wurden noch in der Nacht per SMS und Email kontaktiert und werden aktuell von der Botschaft durchgerufen“, sagte eine Sprecherin. Ob Österreich eine Hilfsmission schickt, sei derzeit noch offen. Die Bundesregierung sei „selbstverständlich bereit, Marokko bestmöglich zu unterstützen“, wurde mitgeteilt. Hilfsersuchen sei jedoch noch keines eingelangt. Man sei diesbezüglich in Abstimmung mit den Partnernationen in der EU.
Laut Augenzeugenberichten löste das Erdbeben in Marrakesch, Agadir und anderen Städten bei Bewohnern Panik aus. Wie die Zeitung „Le Matin“ berichtete, war das Beben auch in Rabat und Casablanca zu spüren.
Zerfallene Gebäude
Marokkaner posteten Videos, auf denen zu Schutt zerfallene Gebäude und beschädigte Teile der berühmten roten Mauern zu sehen sind, die die Altstadt von Marrakesch umgeben, ein UNESCO-Weltkulturerbe. Andere Videos zeigen schreiende Menschen, die Restaurants in der Stadt verließen. Das Beben war Berichten zufolge auch in Portugal und Algerien zu spüren.
Erdbeben in einer Tiefe von 18,5 Kilometern
Die US-Erdbebenwarte USGS teilte mit, das Beben habe eine Stärke von 6,8 gehabt und sich in einer Tiefe von 18,5 Kilometern gut 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch und 60 Kilometer nordöstlich der Stadt Taroudant ereignet. Das Epizentrum habe im Atlasgebirge gelegen. Das Geofon des Helmholtz-Zentrums Potsdam gab die Stärke des Bebens mit 6,9 an. Kurze Zeit später meldete die US-Behörde ein Nachbeben der Stärke 4,9.
Stärkstes Beben in Marokko seit 100 Jahren
Nasser Jabour, Leiter einer Abteilung des Nationalen Instituts für Geophysik, bestätigte, dass die Nachbeben weniger stark seien. Das Beben sei in einem Umkreis von 400 Kilometern zu spüren gewesen, sagte er der marokkanischen Nachrichtenagentur MAP. Es sei das erste Mal seit einem Jahrhundert, dass ein derart starkes Erdbeben in Marokko registriert worden sei.
Erdbeben in Nordafrika sind relativ selten. 1960 hatte sich laut dem Sender Al Arabiya in der Nähe von Agadir ein Beben der Stärke 5,8 ereignet, bei dem Tausende Menschen ums Leben kamen.
Das österreichische Außenministerium drückte in diesem Zusammenhang auch seine Betroffenheit über das Beben aus. „In diesen schweren Stunden sind unsere Gedanken bei den Betroffenen, ihren Familien und den Rettungskräften.“ Zudem wurde mitgeteilt, dass Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) seine von Sonntag bis Dienstag geplante Reise nach Marokko verschieben werde.
EU bietet Hilfe an
Die Europäische Union hat Marokko Hilfe angeboten. „Die EU ist bereit, Marokko in diesen schwierigen Momenten zu unterstützen“, schrieb EU-Ratspräsident Charles Michel am Samstagmorgen über X (ehemals Twitter). Die Nachrichten aus dem Land seien schrecklich. Er sei in Gedanken bei allen, die von der Tragödie betroffen seien, und bei den Rettungskräften.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen äußerte ebenso ihr Mitgefühl. Sie sei angesichts des schrecklichen Erdbebens mit ganzem Herzen beim marokkanischen Volk, teilte die deutsche Spitzenpolitikerin mit.
Italiens Solidarität mit Marokko
Auch mehrere Länder boten ihre Hilfe an, darunter Italien: Premierministerin Giorgia Meloni habe „ihre Verbundenheit und Solidarität mit Marokkos Premierminister Aziz Akhannouch, den Familien der Opfer und dem marokkanischen Volk zum Ausdruck gebracht und die volle Bereitschaft Italiens bekundet, Marokko in dieser Notlage zu unterstützen“, hieß es in einer Presseaussendung. Italien ist in den vergangenen Jahren immer wieder von schweren Erdbeben heimgesucht worden.
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