Katastrophe in Marokko

Österreicher: „Von einem Moment an schaukelte es“

Steiermark
09.09.2023 17:53

Im Urlaubsparadies Marokko wurden in der Nacht auf Samstag schlagartig auch zahlreiche Österreicher in die Bebenhölle katapultiert. Sie berichten der „Krone“ von Panik, einstürzenden Häusern und Weltuntergangsstimmung.

Um exakt 0.11 Uhr in der Nacht auf Samstag wurde auch für knapp 300 Österreicher, die sich aktuell in Marokko aufhalten, ihre Welt aus den Angeln gerissen. Mauern schwankten, Touristen und Auswanderer wurden aus ihren Betten gerissen. „Hat wild gerumpelt, aber uns geht’s gut“, postete etwa der Medienprofi Roland Puck direkt aus einem Hotel im stark betroffenen Marrakesch. Reiseblogger Robert Puchner verbrachte in der Küstenstadt Safi zwei Stunden in der Nacht im Freien.

„Ich habe gedacht, die Decke stürzt ein“
Auch der bekannte Grazer Galerist Helmut Reinisch erlebte das Erdbeben in Marrakesch, etwa 70 Kilometer vom Epizentrum entfernt, hautnah mit: „Plötzlich hat es furchtbar gerumpelt, die Wände haben sich gebogen. Ich habe gedacht, die Decke stürzt ein. Dann habe ich schon Leute schreien gehört.“

Der Grazer Galerist Helmut Reinisch ist alle paar Wochen beruflich in Marokko. (Bild: Reinisch/zVg)
Der Grazer Galerist Helmut Reinisch ist alle paar Wochen beruflich in Marokko.
Die Nacht verbrachten viele im Freien auf diesem Platz. (Bild: Reinisch/zVg)
Die Nacht verbrachten viele im Freien auf diesem Platz.

Die ganze Umgebung sei voller Sand gewesen, so Reinisch, der früher mit Teppichen gehandelt hat, den Orient gut kennt und beruflich alle paar Wochen nach Marokko reist. „Etwa 100 Meter von meinem Haus entfernt ist ein kleiner Platz, da haben sich die Leute in Panik gesammelt. Sie haben sich in Decken gehüllt und im Freien übernachtet. Es war eine Weltuntergangsstimmung, die Menschen haben das Ereignis stark auf Allah bezogen. Ich war lange draußen und hab versucht, alte Nachbarn zu beruhigen.“

So sieht das Schlafzimmmer des Bruders einer Mitarbeiterin von Reinisch aus. (Bild: Reinisch/zVg)
So sieht das Schlafzimmmer des Bruders einer Mitarbeiterin von Reinisch aus.

Bei Reinisch gab es kaum Schäden, nur ein paar Gläser fielen herunter und etwas Verputz hatte sich gelöst. „In der Umgebung sind viele Steine und Ziegeln heruntergefallen. Dennoch bin ich verwundert, dass nicht mehr kaputt ist.“ Am Montag reist Reinisch zurück in die Steiermark.

„Es hörte nicht auf zu beben“
Unter Schock steht Stephen Reifeltshammer. Als die Erde bebte, saß der Salzburger Unternehmer mit seiner Tochter in Marrakesch auf einer Dachterrasse: „Von einem Moment an schaukelte alles. Es hörte nicht auf zu beben. Direkt neben uns ist ein ganzes Haus eingestürzt. Sofort war alles voller Staub. Wir haben kaum etwas gesehen und uns bis zum Ausgang vorgetastet. Rechts und links stürzten Mauerteile auf die Straße. Auch andere Menschen liefen panisch und schreiend ins Freie.“

Stephen Reifeltshammer aus Salzburg: „Von einem Moment auf den anderen schaukelte alles.“ (Bild: privat)
Stephen Reifeltshammer aus Salzburg: „Von einem Moment auf den anderen schaukelte alles.“

Auf einem Platz fanden sie mit anderen Menschen Zuflucht. „Überall Verletzte. Es gab weder Telefon- noch Internetverbindung.“ Am Samstag fuhr der Salzburger mit seiner Tochter per Zug ins 215 Kilometer entfernte Casablanca.

Österreich sagt Hilfe zu
Leichte Entwarnung gibt es auch aus dem Außenamt. Den restlichen Österreichern dürfte es ebenfalls so weit gut gehen, ein Mitarbeiter der Botschaft in Rabat machte sich dennoch auf den Weg ins Krisengebiet, um zu unterstützen. Hilfe wird auch vom offiziellen Österreich angeboten. Bundeskanzler Karl Nehammer, Innenminister Gerhard Karner und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (alle ÖVP) drückten in einem gemeinsamen Statement ihre Betroffenheit aus: „Österreich wird jederzeit helfen, wo in den Katastrophengebieten Marokkos Hilfe benötigt wird.“ Das Bundesheer stehe jedenfalls bereit, bekräftigte Tanner.

Indes rief das Rote Kreuz zu Spenden auf. „Verletzte und Menschen, die alles verloren haben, brauchen jetzt rasch Hilfe“, appellierte Präsident Gerald Schöpfer.

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