Nach Marokko-Erdbeben:
„In manchen Dörfern sind 90% der Menschen tot“
Es war das schlimmste Erdbeben seit mehreren Jahrzehnten in Marokko. Mehr als 2000 Menschen starben, mindestens genauso viele wurden verletzt - und noch immer haben die Rettungskräfte die entlegenen Regionen noch nicht erreicht. Das Epizentrum des Bebens lag gut 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch im Atlasgebirge. „In manchen Dörfern sind 90 Prozent der Menschen gestorben“, berichtet der österreichische Unternehmer Farid Kachoun.
Farid Kachoun hat das verheerende Beben in Marokko in der Nacht auf Samstag hautnah miterlebt. „Ich bin gerade von der Arbeit in meine Wohnung heimgekommen. Dann hat plötzlich alles gewackelt“, schilderte der Betreiber eines Hotels in Marrakesch.
„Wir waren alle nervös“
„Es war laut, die Menschen haben geschrien“, so Kachoun. „Dann war das Internet weg, die Telefonverbindung weg und der Strom fiel aus“, sagte er über die unmittelbaren Momente nach dem Beben. „Ich bin dann sofort zurück zu meinen Gästen. Wir haben bis 3 Uhr in der Nacht draußen im Freien gewartet“, sagte der 57-Jährige. „Wir waren alle nervös.“
215 Auslandsösterreicher in Marokko
Der gebürtige Marokkaner mit österreichischem Pass kehrte aufgrund einer Erbschaft vor zehn Jahren von Salzburg nach Marrakesch zurück und ist einer von 215 Auslandsösterreichern dort. Kachoun überstand die Nacht zum Samstag unbeschadet. „Ich und meine Familie hatten Glück. Uns ist nichts passiert. Das Hotel und unsere Wohnung sind in Ordnung“, so der dreifache Vater.
Es war laut, die Menschen haben geschrien.
Der österreichische Unternehmer Farid Kachoun hat das Erdbeben in Marokko hautnah miterlebt
Er selbst habe nun vor allem mit den wirtschaftlichen Folgen des Bebens zu kämpfen. „Mir haben zwölf Leute storniert“, sagte Kachoun, der regelmäßig auch Österreicher zu seinen Gästen in Marrakesch zählt. „Ihr Außenministerium hat sie gewarnt, dass es gefährlich sei, jetzt nach Marokko zu fliegen.“
Die Situation nach der Naturkatastrophe sei „unglaublich traurig“. „Allein in Marrakesch sind bisher 38 Menschen gestorben“, erzählte er. Landesweit sprachen die Behörden zuletzt von mehr als 2000 Toten. Es wird aber befürchtet, dass die Zahl der Opfer noch weiter steigt.
„In den Bergen ist noch viel mehr zerstört worden“
„In den Bergen ist noch viel mehr zerstört worden, dort sind so viele Leute gestorben“, so Kachoun. Das Epizentrum des Bebens lag gut 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch im Atlasgebirge. „In manchen Dörfern sind 90 Prozent der Menschen gestorben.“
In Marrakesch habe vor allem die alte jüdische Siedlung im Süden der Medina Schäden durch das Beben abbekommen. „Viele Häuser dort wurden zerstört, auch der Turm einer Moschee“, so Kachoun.
Furcht vor neuer Katastrophe
Die Stimmung im ganzen Land sei nun bedrückend, so Kachoun. Dennoch halte nun das ganze Land zusammen. „Alle helfen jetzt zusammen: Kinder, alte Menschen, Familien.“ Er hoffe, dass noch so viele Menschen wie möglich aus den Trümmern gerettet werden können, sagt der 57-Jährige. Doch die Furcht vor einer neuen Katastrophe sei ständig präsent im Hinterkopf. Die Bevölkerung sei bereits vor weiteren Nachbeben gewarnt worden. „Jeder hat noch Angst.“
Laut dem österreichischen Außenministerium halten sich in dem nordafrikanischen Land (Stand Sonntagvormittag) aktuell rund 70 Personen aus Österreich auf. „Wir haben glücklicherweise weiterhin keine Infos dazu, dass jemand von ihnen verletzt wurde“, sagte eine Sprecherin. Das Außenministerium sei in ständigem Kontakt mit den Österreichern, hieß es. Man leiste Unterstützung bei der Suche nach Transportmöglichkeiten sowie bei Fragen rund um die Sicherheit in Marokko.
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