Das Internationale Brucknerfest Linz widmet sich heuer Komponistinnen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Die Schriftstellerin und Staatspreisträgerin Anna Baar stellte bei ihrer Eröffnungsrede „steile Thesen“ auf: ein heftig beklatschtes Plädoyer für Feminismus und Diversität; sie warnte zugleich vor Hetzern und Profiteuren der Angstmacherei.
Das Internationale Brucknerfest, das bereits seit 4. September, Anton Bruckners Geburtstag, im Gange ist, lud heute, Sonntag, zur offiziellen Eröffnung ein. Die gesamte Konzertreihe, die noch bis 11. Oktober rund 30 Veranstaltungen bietet, nimmt vergessene Komponistinnen sowie grandiose Interpretinnen in den Fokus. Das spiegelte sich auch in den Festreden bei der Eröffnung wieder, die von der bekannten Ö1-Moderatorin Irene Suchy sehr berherzt und kurzweilig moderiert worden ist.
Frauen brauchen noch mehr Chancen
Bundesministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) widmete sich in ihrer Ansprache der Gleichstellung der Geschlechter: „Solange Frauen benachteiligt sind, müssen wir sie fördern“, betonte sie, es brauche gleiche Chancen. „Wir sind als gesamtes Land noch nicht dort, wo man mit Teilhabe und Gleichberechtigung im 21. Jahrhundert sein sollte“, räumte der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) ein und er sieht noch viel zu tun. Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) betonte, wie wichtig es sei, nicht starr an Tradiertem festzuhalten, er widmete sich vor allem den Themen Migration und Digitalisierung.
Skepsis bei Rufen nach starken Männern
Heftigen Beifall bekam schließlich die beachtliche Rede von Anna Baar, die klug gesellschaftliche Tendenzen analysierte und Widersprüche aufdeckte. „Wir sind hier, um Frauen zu hören, während draußen die Rufe nach neuen starken Männern immer lauter werden“, geißelte sie Ressentiments gegen eine gleichberechtigte und diverse Gesellschaft.
Wagte auch direkte Konfrontation
„Es ist nicht lange her, dass unsere eigenen Leute beinhart ins Gas geschickt wurden, nur weil sie anders liebten“, mahnte Baar und adressierte das Publikum gleich direkt. „Wie tief kann man eigentlich sinken, Damen oder Herren? Sparen Sie sich gefälligst Ihre heuchlerische, aggressive Besorgtheit! Wir werden hier gar nichts zusperren - weder die Villa Vida, noch Frauenanlaufstellen oder ‘Safer Spaces‘, die es leider braucht, solange es Hetzer wie Sie gibt, die frei herumlaufen dürfen“.
Eingebettet in ein exzellentes Konzert
Begleitet wurde der Festakt vom Oberösterreichischen Jugendsinfonieorchester unter Dirigentin Rebecca Miller, das Werke von Emilie Mayer, Louise Farrenc, Augusta Holmès und Ethel Smyth spielte und vom Mozartchor des Musikgymnasiums Linz sowie dem Chor des musischen Gymnasiums Bad Leonfelden gesanglich unterstützt wurde. Ein sehr schöner Festakt!
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