Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn bekam am Montag die Ehrendoktorwürde der Palacký Universität in Olmütz (Olomouc) verliehen. Er erhielt die Auszeichnung als „einer der namhaftesten Theologen des späten 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts“ und für die Wiederbelebung der theologischen Lehre in Tschechien nach dem Kommunismus.
Schönborn kommt aus dem tschechischen Zweig einer ehemals adeligen Familie. Er wurde 1945 im nordböhmischen Vlastislav geboren. Sein Vater war in den Widerstand gegen die Nazis getreten. Nichtsdestotrotz musste die Familie nach dem Krieg Tschechien Richtung Österreich auf Basis der sogenannten Beneš-Dekrete verlassen.
In seiner Promotionsrede geißelte Schönborn laut Redemanuskript „die Idee von der Schaffung staatlicher Einheit durch gewaltsame Vereinheitlichung“ als „eine der größten Verursacher von Leid in der jüngeren Geschichte“, berichtete Kathpress.
In der Folge nahm er auch Bezug auf die „Entgermanisierung“ Tschechiens nach 1945. Diese Vereinheitlichung sei mit der kommunistischen Machtübernahme „bleierne Wirklichkeit“ geworden, so der Erzbischof. „Eine Partei bestimmt alles. Eine gleichgeschaltete Wirtschaft, eine gleichgeschaltete Kultur, Medien, die nur die eine ‘Wahrheit‘ kennen dürfen, die der Partei.“ Dazu sei die massive Religionsverfolgung durch den atheistischen Einheitsstaat gekommen.
„Niemand verlässt freiwillig seine Heimat“
Zum Thema Flucht führte Schönborn aus: Seine 2022 verstorbene Mutter, Eleonore Schönborn, habe 2015, als die große Flüchtlingswelle nach Österreich und Deutschland kam, in einem Fernsehinterview mit dem Satz „niemand verlässt freiwillig seine Heimat“ viele Menschen berührt, so der Kardinal. Damals, als die Familie Schönborn aus der Heimat fliehen musste, wie heute, sei das Flüchtlingsthema „weltweit von erschütternder Aktualität“. Das zeige etwa das Los der Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine.
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