Dramatische Wende eines entspannten Badetags in Seefeld (Tirol): Helfer zogen einen bewusstlosen Buben aus dem Wasser, andere Badegäste assistierten. Die Rettungsaktion, die täglich dutzendfach passiert, war noch aus anderen Gründen beeindruckend. „Krone“-Redakteur Philipp Neuner war durch Zufall als Augenzeuge dabei.
Viel wird über das Tiroler Gesundheitssystem diskutiert. Es wird aufgezeigt, dass dieses zu teuer sei und jenes nicht so gut funktioniert, dass Wartezeiten auf der Klinik zu lang sind oder der ein oder andere Bereich personell und finanziell ausgehungert ist. Alles richtig und wichtig. Doch wer einmal einen Rettungseinsatz vor Ort selbst aus nächster Nähe miterlebt hat und sieht, was die Helfer leisten, wird einen neuen Blick auf unser Gesundheitssystem bekommen. Und eine besondere Form der Dankbarkeit verspüren.
Mir geht es so seit Sonntag. Wir hatten im Olympia-Sport- und Kongresszentrum Seefeld gerade Liegen im Freibereich bezogen, den Sonnenschirm aufgespannt und freuten uns auf einen entspannten Badetag. Die Kinder planschten im Wasser, die Sonne lachte vom Himmel, ein kühles Lüftchen wehte, rundherum unterhielten sich Gäste aus aller Herren Länder in fremden Sprachen – Urlaubsfeeling pur und das zu Hause.
Plötzlich ein Schrei!
Badegäste sprangen auf und eilten zu einem jungen Burschen, der im Becken offenbar ohnmächtig geworden war. Sofort zogen sie ihn aus dem Wasser. Andere spannten Schirme auf. So geht Zivilcourage: Hingehen statt wegschauen, überlegt handeln – und allzu Neugierige wegschicken.
Zwei (!) Bademeister eilten herbei. Es dauerte gewiss keine fünf Minuten, bis das Folgetonhorn der nahenden Rettung zu hören war. Drei oder vier Rettungsbedienstete kamen an, ich sah nur, dass sie jung waren.
Ich sah einen Rettungseinsatz, der beeindruckend professionell abgewickelt wurde. So etwas ringt mir größten Respekt ab. Gut möglich, dass unser System tatsächlich weltweit zu den besten gehört.
„Krone“-Redakteur Philipp Neuner
Polizisten wie bei der Cobra
Dann traf die Polizei ein, ebenfalls junge Einsatzkräfte, die vom Aussehen her auch bei der Cobra hätten sein können. Zuerst zwei, dann noch zwei weitere. Sie gingen durch den Liegebereich und suchten nach einem nahen Landeplatz für den Notarzthubschrauber. Der war dann aber doch nicht nötig. Es wird also offenbar doch nicht jede(r) in die Klinik geflogen, weil Tirol zu viele Hubschrauber hat. Zwei oder drei weitere Notärzte und Sanitäter trafen ein. Freundlich grüßten sie ihre Kollegen, die den Patienten stabilisiert und auf eine fahrbare Trage gehoben hatten. Eskortiert von Polizei und Rettungspersonal, wurde er im Konvoi durch den Notausgang zum Auto geschoben. Zwei Rettungswagen machten sich mit Folgetonhorn auf den Weg.
Tatsächlich möglich, dass unser System das Beste ist
An diesem Tag fand in Seefeld das große Handwerksfest statt, mit einem Aufmarsch von Traditionsverbänden und Tausenden Besuchern. Ich weiß nicht, ob die Rettungskräfte dafür eigens zusätzliche Kräfte stationiert hatten. Ich sah nur einen Rettungseinsatz, der beeindruckend professionell abgewickelt wurde. So etwas ringt mir größten Respekt ab. Gut möglich, dass unser System tatsächlich weltweit zu den besten gehört.
Die Retter arbeiten 24/7
Alles nicht selbstverständlich in Zeiten wie diesen und ein Grund, auch einmal dankbar zu sein: Dafür, dass sich so viele junge, bestens ausgebildete Menschen in den Dienst einer guten Sache stellen - Tag für Tag, Nacht für Nacht, und auch an Wochenenden.
Der Patient war beim Abtransport bei Bewusstsein. Ich wünsche ihm gute Genesung!
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