Weil Salzburg bei der Zuverdienstgrenze für Flüchtlinge aus der Ukraine hart bleibt, nimmt Tetiana (35) Abstand vom Teilzeitjob. Die Ukrainerin im Gespräch mit der „Krone“.
Nach langer Zeit verbrachte Tetiana Tabunshchykova im August wieder Tage in ihrer Heimat Ukraine. Da ist der 35-jährigen, zweifachen Mutter sofort klar geworden: „Ich will in Österreich, in Salzburg bleiben. Im Süden der Ukraine, in Mykolajiw, wo ich herkomme, hat man den Krieg ständig im Ohr und im Hinterkopf!“
„Ich brauche einen weiteren Deutschkurs“
In Salzburg hat die lebensfrohe Dame den ersten Deutschkurs abgeschlossen. Bis sie hier ihrem erlernten Beruf Krankenschwester nachgehen kann, wird es aber noch dauern. „Ich brauche einen weiteren Deutschkurs, dann die Nostrifizierung“, sagt Tetiana. Bis dahin würde sie gerne Teilzeit arbeiten. Mykyta (11), ihr jüngster Sohn, besucht die Schule, der ältere, Vladyslav (14), lebt noch beim Papa in der Ukraine.
Doch Tetiana zögert beim Thema Job: „Mehr zu arbeiten wäre ja gefährlich.“ Soll heißen: 110 Euro als Sockelbetrag und 80 Euro je weiterer Person im Haushalt dürfen Asylberechtigte dazuverdienen, ohne Sorge vor Einschnitten beim Grundversorgungsgeld haben zu müssen. „Wenn ich irgendwo 600 Euro verdiene, könnte ich am Ende sogar weniger Geld haben. Das ist so keine Option.“
Landesregierung plant nicht am Modell zu rütteln
Tetiana, die in der Ukraine zudem als Kosmetikerin arbeitete, will aber etwas tun. „Um meinen Kindern ein noch besseres Leben zu ermöglichen.“ Ab November brauche sie zudem eine Zweizimmerwohnung für rund 800 Euro. Möglich ist das wohl fast nur per Zuverdienst – ohne Abzüge.
Ich will meinen Kindern und mir ein besseres Leben ermöglichen. Dafür würde gerne sofort mehr arbeiten. Aber aktuell habe ich in Salzburg Angst, den Anspruch auf die Grundversorgung zu verlieren.
Tetiana Tabunshchykova, Ukrainerin in Salzburg
In Salzburg wird sich am Arbeitsmarktzugang für Ukrainer vorläufig nichts ändern, heißt es aus dem Büro von Landesrat Christian Pewny (FPÖ). Anders als etwa in Wien und der Steiermark wolle man den rund 1500 arbeitsfähigen Ukrainern im Bundesland keine Sonderrechte einräumen, Stichwort Ungleichbehandlung. „Asylberechtigte anderer Nationen könnten dagegen klagen“, heißt es. 3100 Menschen sind gesamt in Salzburg asylberechtigt, in der Grundversorgung und haben prinzipiell Zugang zum Arbeitsmarkt.
Kolumne: Zugang zu Arbeit erleichtern
Aus Sicht von Vater Staat ist klar: Je mehr Menschen einer Tätigkeit nachgehen und Geld verdienen, desto günstiger. Beschäftigung wirkt zudem bekanntlich erfüllend, Flüchtlinge etwa können sich besser integrieren, willkommener fühlen. Salzburg ist aber eines von drei Bundesländern, das Ukrainern den Zugang zum Arbeitsmarkt nicht erleichtert. Man sorge sich um Klagen Asylberechtigter anderer Nationen. Dabei lautet die entscheidende Frage nicht, ob man Ukrainer bevorzugt behandeln soll, sondern wie man möglichst viele Menschen zum Arbeiten motivieren kann.
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