Auch zu Schulbeginn gibt es in Oberösterreich immer noch Orte, wo die Frage des Schülertransports weiterhin ungeklärt ist. Viele betroffene Eltern sind nun verzweifelt oder ratlos und fühlen sich im Stich gelassen.
Wenn keine Lösung gefunden wird, muss ich mir jeden Mittwoch Urlaub nehmen!“, ist Peter Haslhofer ratlos. Seine sechsjährige Tochter Sophie, die gestern ihren allerersten Schultag hatte, müsste nun jeden Tag die sechs Kilometer von ihrem Heimatdorf bei Enns öffentlich zurücklegen. Die Busstation ist etwa einen Kilometer vom Elternhaus entfernt, außerdem führt der Weg entlang einer viel befahrene Bundesstraße ohne Gehsteig.
Schulbus-Notwendigkeit per Gutachten bestätigt
Die Einrichtung eines Schulbusses im Rahmen des Gelegenheitsverkehrs bedarf eines Gutachtens, welches die Eltern erst vor zwei Jahren eingeholt haben. Weil es für Kinder nicht zumutbar sei, an einer unbeleuchteten Bundesstraße ohne Gehsteige oder Zebrastreifen entlang zugehen, wurde damals dem Antrag stattgegeben. Gerade im Winter bei Schnee, Nebel und Dunkelheit sei der Weg einfach zu gefährlich.
Wie eine heiße Kartoffel
„Früher sind sie direkt daheim abgeholt worden, jetzt müssen wir sie jeden Tag in die Schule führen!“, ist auch Michael Baloh irritiert. Er und seine achtjährige Tochter Johanna sind Nachbarn der Haslhofers und teilen deren Schulweg-Problem. „Erst vergangene Woche haben wir erfahren, dass kein Schulbus mehr fährt. Es heißt, das ist Sache der Gemeinde. Aber die Gemeinde sagt, dafür ist das Finanzamt zuständig. Und der Busunternehmer meint, er hat keine Fahrer.“
Wir wohnen etwa sechs Kilometer von der Schule entfernt. Zur Haltestelle ist es ein Kilometer, und am Weg dorthin müsste sie eine Bundesstraße entlang gehen.
Michael Baloh, Vater von Johanna (8), für die es aktuell keinen Schulbus gibt
Gespräch mit Finanzbeamten und Busunternehmer
Auch Fahrgemeinschaften gestalten sich schwierig, da Johanna und Sophie in verschiedenen Klassen sind – und somit meist unterschiedlich lang Schule haben. „Wir haben davon selbst erst in der Woche vor Schulbeginn erfahren, und uns sofort mit dem Finanzamt kurzgeschlossen“, erklärt Gerhard Gstöttenbauer, Stadtamtsdirektor der Stadt Enns. „Vergangenen Donnerstag gab es ein Gespräch mit Finanzbeamten und einem eventuell interessierten Busunternehmer.“ Der müsse noch kalkulieren, eine Entscheidung soll am Donnerstag fallen. „Es scheitert alles am Geld. Weder die Gemeinde noch das Finanzamt können die Differenz einfach so zuschießen.“
Bürgermeister fordert Anhebung von Fahrtengeld
„Das hat sich schon länger abgezeichnet, weil das Kilometergeld nicht mit Inflation und Teuerung mithalten kann“, so Gstöttenbauer. Die Stadtgemeinde Enns ist damit nicht allein: Auch in Luftenberg, Pabneukirchen und Dimbach gab es bis zuletzt noch offene Fragen beim Gelegenheitsverkehr, großteils wurden in diesen Gemeinden bereits Übergangslösungen gefunden.
„Die Verhandlungen mit der Wirtschaftskammer am Freitag wurden abgebrochen“, weiß der Dimbacher Bürgermeister Manfred Fenster. Die Entscheidung über das Fahrtengeld liege beim Familienministerium in Wien. „Auch uns in Dimbach hat eine einmalige Finanzspritze über die Runden geholfen, aber das Problem besteht nach wie vor.“
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