Saad Allami, Vertriebsmanager eines Telekommunikationsunternehmens im kanadischen Quebec, hatte seinen Kollegen vor dem Besuch einer Handelsmesse in New York noch einen guten Rat mit auf den Weg geben wollen. Als Ansporn schrieb er ihnen per SMS, die Mitbewerber "wegzublasen". Allami verwendete dafür das – für ihn vollkommen unverfängliche und in diesem Zusammenhang gebräuchliche - französische Verb "exploser" (explodieren).
Verhaftung und Hausdurchsuchung
Die Polizei von Quebec verstand die Textnachricht jedoch anders und verhaftete Allami drei Tage später, als dieser gerade seinen siebenjährigen Sohn von der Schule abholen wollte. Eine Gruppe von Beamten stürmte zur gleichen Zeit sein Haus, durchsuchte es vier Stunden lang und warf Allamis Frau währenddessen immer wieder vor, mit einem Terroristen verheiratet zu sein.
Allamis Kollegen erging es indes nicht besser: Sie wurden laut eines Berichts der "Canadian Press" wegen ihrer Verbindung zu Allami für mehrere Stunden an der Grenze zu den USA festgehalten und verhört. Zwar konnte das Missverständnis letztlich aufgeklärt werden, doch für Allami, der nach einem Tag U-Haft wieder auf freien Fuß gesetzt wurde, sind die Probleme damit nicht beseitigt.
Klage auf Schadenersatz
Denn mit dem Aktenvermerk bei der Polizei erhält Allami künftig kein Leumundszeugnis mehr, das er aber dringend benötigt, um seinen Beruf weiter auszuüben. Vor Gericht will er daher nun eine Löschung der Polizeiakte durchsetzen. Wegen Freiheitsberaubung, Rufschädigung und einem Einkommensverlust fordert er in der vergangenen Monat eingereichten Klage außerdem einen Schadenersatz in Höhe von 100.000 kanadischen Dollar, umgerechnet knapp 76.000 Euro.
Allami wirft den Behörden vor, ihn ohne den geringsten Beweis verhaftet zu haben. Der Zeitung gegenüber gab er an, zu keiner Zeit Verbindungen zu terroristischen oder islamistischen Organisationen gehabt zu haben und bislang vollkommen unbescholten gewesen zu sein. Ab dem 5. März soll nun ein Gericht in Montreal über den Fall entscheiden.
Briten wegen Tweet bei Einreise in die USA verhaftet
Mediale Aufmerksamkeit erlangt hatte dieser Fall erst nach Bekanntwerden eines ähnlichen Vorkommnisses vor wenigen Tagen, als zwei Briten bei ihrer Einreise in die USA wegen einer scherzhaften Twitter-Nachricht durchsucht, verhaftet, verhört und zwölf Stunden lang in eine Zelle mit mexikanischen Drogendealern geworfen worden waren (siehe Infobox).
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