Waffen-Deal für Krieg?

Nordkoreas Machthaber Kim in Russland eingetroffen

Ausland
12.09.2023 08:33

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un ist offiziellen Angaben zufolge auf seinem Weg zu einem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin in Russland eingetroffen. „Ich bestätige das“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag Journalisten der russischen Agentur Interfax.

Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, das Treffen Putins mit Kim werde im Fernen Osten Russlands stattfinden. Wo genau, wurde allerdings noch nicht mitgeteilt. Geplant seien vor einem offiziellen Abendessen Treffen der beiden Delegationen und Einzelgespräche, wurde der Sprecher von der staatlichen Nachrichtenagentur TASS zitiert.

Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un (links) und Kreml-Chef Wladimir Putin (rechts) könnten Waffengeschäfte für den Ukraine-Krieg machen. (Bild: APA/AFP/KCNA VIA KNS/STR)
Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un (links) und Kreml-Chef Wladimir Putin (rechts) könnten Waffengeschäfte für den Ukraine-Krieg machen.

Spekulationen um Waffengeschäfte
Nach tagelangen Spekulationen im Ausland hatten Moskau und Pjöngjang erst am Montag einen „offiziellen Besuch“ Kims in Russland bestätigt. Die USA vermuten, dass es vor allem um Waffengeschäfte zwischen Russland und dem streng abgeschotteten Nordkorea gehen wird. Obwohl es offiziell noch keine Informationen gab, wurde angenommen, dass sich beide in Russlands Fernostmetropole Wladiwostok bei einem Wirtschaftsforum treffen könnten. Das Forum dauert noch bis Mittwoch. Nordkoreas Staatsmedien berichteten am Dienstag, Kim habe seinen Zug bereits am Sonntagnachmittag in Pjöngjang in Begleitung von Vertretern der herrschenden Arbeiterpartei, der Regierung und des Militärs bestiegen. Bilder zeigten, dass er unter anderem von Außenministerin Choe Sun-hui begleitet wird.

Dieses Foto aus einem Video, das vom Telegram-Kanal „primamedia“ veröffentlicht wurde, dürfte Kims Panzerzug zeigen. Es ist laut den Angaben in der Nähe der russischen Stadt Kasan entstanden. (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Dieses Foto aus einem Video, das vom Telegram-Kanal „primamedia“ veröffentlicht wurde, dürfte Kims Panzerzug zeigen. Es ist laut den Angaben in der Nähe der russischen Stadt Kasan entstanden.

Versorgungsprobleme im Ukraine-Krieg 
Die US-Regierung hatte in den vergangenen Monaten mehrfach gewarnt, dass Russland Waffensysteme in Nordkorea für die Fortführung seines Angriffskriegs gegen die Ukraine kaufen könnte. Der Nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, drohte, Nordkorea werde innerhalb der internationalen Gemeinschaft einen Preis dafür zahlen, wenn es Russland mit Waffen versorge. Tatsächlich ist der russische Angriffskrieg in der Ukraine für Moskau wesentlich langwieriger, kostspieliger und verlustreicher als im Kreml ursprünglich geplant. Obwohl die Rüstungsindustrie im Hochbetrieb arbeitet, kann die eigene Produktion die Verluste an Waffen und Munition nicht kompensieren. Deswegen soll Russland bereits im Iran Drohnen des Typs Shahed gekauft haben.

Eine Nachrichtensendung, die am Seouler Bahnhof gezeigt wird, berichtet von Kims Reise nach Russland. (Bild: ASSOCIATED PRESS)
Eine Nachrichtensendung, die am Seouler Bahnhof gezeigt wird, berichtet von Kims Reise nach Russland.

Nordkorea Experte sowjetischer Waffensysteme
Nordkorea wiederum gilt seit geraumer Zeit als möglicher Lieferant gerade für Artilleriemunition und Raketen, denn Pjöngjang hat sich auf die Modernisierung sowjetischer Waffensysteme spezialisiert. Auf der Gegenseite könnte Russland seinem Nachbarn Hilfe bei seinem Atomprogramm leisten und auch in wirtschaftlichen Fragen. Ein weiteres Feld wäre humanitäre Hilfe. Als Vorbote der Kim-Visite galt der Besuch des russischen Verteidigungsministers Sergej Schoigu im August in Pjöngjang anlässlich der Feierlichkeiten zum 70. Jahrestag des Endes des Korea-Kriegs. Die nordkoreanische Führung feiert den 1953 geschlossenen Waffenstillstand als eigenen Sieg. Bei Schoigus Besuch waren bereits Absprachen zu einer stärkeren militärischen Zusammenarbeit getroffen worden.

Kim war erst einmal in Russland 
Kim war erst einmal in Russland, vor vier Jahren, auf seiner bisher letzten Auslandsreise. Im April 2019 besuchte er, ebenfalls mit seinem Panzerzug, Wladiwostok, nachdem Atomabrüstungsgespräche mit dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump gescheitert waren. Bei den Gesprächen mit Putin ging es damals um das nordkoreanische Atomprogramm und die Verstärkung der wirtschaftlichen Kooperation. Konkrete Ergebnisse gab es dabei allerdings nicht.

Wladiwostok liegt an der Pazifik-Küste Russlands und ist nur 130 Kilometer von der Grenze zu Nordkorea entfernt. Nach Moskau sind es rund 6500 Kilometer. Während des Kalten Krieges hatte die Regierung in Moskau die stalinistische Führung in Pjöngjang unterstützt. Nach dem Ende der Sowjetunion im Jahr 1991 kühlten sich die Beziehungen angesichts des Umbruchs in Russland allerdings ab. Heute gilt China als das Land mit dem stärksten Einfluss auf Nordkorea.

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