Krim-Brücke gesperrt
Kreml: Ukraine greift Stadt nahe Atomkraftwerk an
Die Ukraine hat nach russischen Angaben am Montag die Stadt Enerhodar in der Nähe des Atomkraftwerkes Saporischschja mit Drohnen angegriffen. Zudem ist auf der Krim-Brücke der Verkehr wieder einmal zum Erliegen gekommen. Unterdessen klagen russische Grenzschützer über einen Mangel an Waffen und Ausrüstung.
Sechs Drohnen seien auf die Stadt Enerhodar abgefeuert und alle von russischen Truppen zerstört worden, sagte der Chef des staatlichen russischen Atomenergiekonzerns Rosatom, Alexej Lichatschew, der Nachrichtenagentur RIA zufolge am Dienstag. Von der Ukraine gab es zunächst keine Stellungnahme.
Enerhodar und das AKW liegen in der südukrainischen Oblast Saporischschja, die zum Teil von russischen Truppen kontrolliert wird. Das Atomkraftwerk wurde bereits früh in dem seit Februar 2022 währenden Krieg von russischen Truppen besetzt. Immer wieder kommt es in der Nähe zu Kampfhandlungen, auch das Gelände des AKW wurde bereits mehrfach getroffen. Russland hat die Oblast Saporischschja wie auch Donezk, Luhansk und Cherson im September 2022 annektiert, obwohl seine Truppen nicht die vollständige Kontrolle über sie haben.
Russische Grenzschützer schlecht ausgerüstet
Dem Institute fort the Study of War (ISW) zufolge sind russische Grenzschützer nur unzureichend ausgerüstet. Ein Kriegsberichterstatter und Mitglied des Menschenrechtsrats des Kremls meldete Beschwerden von Grenzsoldaten. Sie klagten unter anderem darüber, dass die Behörden sie nur schlecht vorbereiteten. Auch fehle es an „ausreichenden digitalen Kommunikationssystemen, Aufklärungs- und Kampfdrohnen, mobilen Transportmitteln und medizinischer Versorgung“. Notwendige Waffen und Lieferungen könnten die Grenzsoldaten nur über „persönliche Verbindungen zu russischen Militäreinheiten“ erhalten.
Krim-Brücke gesperrt
Der Verkehr auf der Krim-Brücke ist vorübergehend eingestellt, teilte der von Russland eingesetzte Betreiber der Brücke auf seinem Telegram-Kanal mit. Einen Grund nannte er nicht. Die Krim-Brücke war in den vergangenen Monaten vermehrt Ziel von Drohnenangriffen aus der Luft und vom Meer aus gewesen.
Selenskyj fordert von Ukrainern mehr Konzentration auf Krieg
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rief unterdessen die Ukrainer auf, sich auch 18 Monate nach Beginn der russischen Ivasion auf das Kriegsgeschehen zu konzentrieren. „Obwohl heute der 565. Tag dieses Krieges ist, muss jeder Einzelne wie in den ersten Tagen auf die Verteidigung des Staates konzentriert sein“, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft am Montagabend.
„Russland hofft nicht auf den Sieg. Der Feind hofft nur, dass wir dem Ganzen nicht standhalten werden. Die Ukraine muss standhaft bleiben. Alles, was uns stärkt, ist eine Priorität, die einzige Priorität. Es darf keine Nachlässigkeit geben. Wir werden niemandem erlauben, die Ukraine zu schwächen.“ In einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNN machte Selenskyj darüber hinaus darauf aufmerksam, dass die ukrainische Gegenoffensive kein „Film mit Happy End“ sei:
Wir alle wollen Erfolg und ein Happy End. Aber das ist kein Spielfilm für anderthalb Stunden, sondern eine Gegenoffensive. Das ist kein Film mit Happy End. Bei und wird es kein Happy End geben. Wir haben viele Leute verloren. Das ist kein Happy End. Das muss man zugeben. Und der Sieg ist das Einzige, das uns von der (russischen, Anm.) Besatzung befreien und Russland daran hindern kann, andere Staaten anzugreifen: Die baltischen Staaten und Polen und uns alle wieder zur Sowjetunion zurückzuholen.
Wolodymyr Selenskyj, ukrainischer Präsident
Bild: AFP
Probleme bei Gegenoffensive
Die Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte hatte im Sommer 2023 begonnen. Kurze Zeit später hagelte es Kritik vonseiten der ausländischen Presse. Im Juni gab Selenskyj zu, dass die Offensive langsamer vorangehe als erhofft. Als Grund nannte er unter anderem große Minenfelder. Anfang September teilten die ukrainischen Streitkräfte mit, dass sie an der südlichen Front die erste und stärkste Verteidigungslinie durchbrochen hätten.
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