„Überall Leichen“
Libyen: Tausende Tote und Vermisste nach Unwettern
Nach den verheerenden Unwettern im Bürgerkriegsland Libyen ist die Lage in stark betroffenen Gebieten „katastrophal“. „Überall liegen Leichen“, berichtete der Luftfahrtminister der im Osten herrschenden Regierung. Nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz und Roten Halbmond werden etwa 10.000 Menschen vermisst. Allein in der Stadt Darna im Nordosten des Landes soll es 2300 Todesopfer geben.
Es könnte Tausende Todesopfer geben, sagte am Dienstag Organisationsvertreter Tamer Ramadan in einer Videokonferenz. „Wir bestätigen anhand unserer unabhängigen Informationen, dass die Zahl der vermissten Personen bei etwa 10.000 liegt.“ Zuvor gab es widersprüchliche Angaben aus dem Bürgerkriegsland.
Ganze Familien bereits zusammen beerdigt
Allein in der Stadt Darna im Nordosten des Landes soll es 2300 Todesopfer geben. Mehr als 300 Opfer wurden dort in Massengräbern beerdigt, wie das libysche Portal „Babwat Al-Wasat“ berichtete. „Erst wurden diejenigen begraben, deren Identität festgestellt wurde“, sagte ein Augenzeuge. „Wegen des Stromausfalls und fehlender Plätze für die Leichen wurden die anderen Toten fotografiert und dann begraben, um sie später identifizieren zu können“. Unter den Opfern sollen sich ganze Familien befinden, die zusammen beerdigt wurden.
Türkei und EU boten Hilfe an
Experten drängten zu schneller internationaler Hilfe. Die Türkei organisierte inzwischen die Entsendung von Rettungskräften. Man habe Flüge mit Bergungstrupps samt Rettungsbooten, Zelten und Versorgungsgütern an Bord organisiert, teilte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan auf der Onlineplattform X (vormals Twitter) mit. Auch die EU bot Hilfe an. „Wir sind bereit, unsere Partner an Ort und Stelle umgehend zu unterstützen“, so der für humanitäre Hilfe und Katastrophenschutz zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic am Dienstag. Ähnlich äußerte sich auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell.
Leichen „im Meer, in den Tälern, unter den Gebäuden"
Allein in der massiv betroffenen Stadt Darna wurden nach Behördenangaben mehr als sollen 2300 Menschen gestorben sein. „Die Lage ist sehr katastrophal. Überall liegen Leichen - im Meer, in den Tälern, unter den Gebäuden“, sagte Luftfahrtminister der im Osten herrschenden Regierung, Hichem Chkiuat, am Dienstag. Er rechne damit, dass die endgültige Zahl der Opfer „sehr, sehr hoch“ sein werde. „Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass 25 Prozent der Stadt verschwunden sind.“ Viele Gebäude seien eingestürzt.
Osama Ali, ein Sprecher der örtlichen Notdienste, berichtete von den schwierigen Bemühungen der Retter. „Es gibt noch eine Straße, die in die Stadt führt, aber die Durchfahrt ist schwierig und gefährlich, da ein Teil der Straße zerstört ist und ein weiterer Einsturz aufgrund der riesigen Wassermengen erwartet wird.“ Neben Darna waren auch andere Städte wie Al-Baida, Al-Mardsch, Susa und Schahat betroffen. Der Bürgermeister in Schahat sprach von rund 20.000 Quadratkilometern überfluteter Gebiete.
Schwerste Regenfälle seit 40 Jahren
Die Regierung in der Hauptstadt Tripolis unter Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba sprach von den schwersten Regenfällen seit mehr als 40 Jahren. In Derna war die Lage nach Angaben des Gemeinderats „außer Kontrolle“. Dort sollen zwei Staudämme gebrochen sein. Rettungsmaßnahmen gestalteten sich nach Angaben des Notfalldiensts schwierig. Man sei auf die Unterstützung von Hubschraubern angewiesen. Strom und Internetverbindung seien unterbrochen. Die betroffenen Regionen wurden zu „Katastrophengebieten“ erklärt.
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