Die europäische Luftverteidigungsinitiative Sky Shield nimmt in Österreich langsam konkrete Formen an: Wie Dienstagmittag präsentiert wurde, wird Österreich gemeinsam mit Deutschland und anderen Partnerländern die Flugabwehrrakete IRIS-T in den beiden Versionen SLS und SLM kaufen. Die Raketen haben sich bei der Verteidigung der ukrainischen Hauptstadt Kiew einen mittlerweile legendenhaften Ruf erkämpft.
Die Wahl ist gefallen: Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg bekommt Österreich Luftabwehrraketen, die diesen Namen verdienen. Und mit denen Ziele bis zu einer Reichweite von 50 Kilometern bekämpft werden können. Seien dies fehlgeleitete Drohnen, überschallschnelle Marschflugkörper oder feindliche Flugzeuge.
Kurze und mittlere Reichweite
Beschafft wird zu diesem Zwecke das IRIS-T-System des deutschen Herstellers Diehl in den beiden Varianten:
IRIS-T ist in Österreich nicht unbekannt, die Rakete selbst hängt seit Jahren als Lenkwaffe an den Eurofightern. Auf Basis dieser Rakete entwickelte der Hersteller später eine bodengestützte Version, bei der die Raketen von einer Startereinheit am Boden auf anfliegende Ziele abgefeuert werden - und schickte diese prompt in die Ukraine, noch bevor sie die deutschen Streitkräfte bekamen.
Zuverlässig, aber teuer
In Kiew soll die „Wunderwaffe“ laut ukrainischen Angaben eine Trefferquote von nahezu 100 Prozent erzielt haben. Das System gilt als hochmodern und zuverlässig - allerdings auch als teuer. Ein Schuss kostet um die 400.000 Euro, was besonders bei Schwärmen an Billig-Drohnen ein großes wirtschaftliches Problem bei der Landesverteidigung werden kann. Abhilfe leistete in diesen Fällen ein altes, bereits ausgemustertes System: die Flak (Fliegerabwehrkanone).
Gemeinsames Training mit Deutschland
Um die Sache zumindest in der Ausbildung günstiger zu machen, setzt man auf Kooperation: „In Deutschland entsteht an der Ostsee derzeit ein hochmodernes Luftabwehr-Trainingszentrum, in dem Sky-Shield-Fliegerabwehreinheiten aus ganz Europa ausgebildet werden können“, erklärte Brigadier Gerfried Promberger bei einem Termin im Verteidigungsministerium in Wien. „Wir brauchen jetzt etwas Marktverfügbares, das mit anderen Staaten gemeinsam im Verbund arbeiten kann - nicht etwas, das gerade erst entwickelt wird.“ Im Rennen um den auf bis zu zwei Milliarden Euro geschätzten Deal waren auch andere Systeme, wie etwa das britische CAMM vom Hersteller MBDA.
Ministerin weist Neutralitätsfrage von sich
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) wies prophylaktisch sämtliche Neutralitätsbedenken von sich: Kein einziger Völkerrechtler habe bislang Einwände gegen Sky Shield gezeigt. Einzig ein politischer Mitbewerber sei auf diesen Zug aufgesprungen. „Wir verletzen mit Sky Shield nicht die Neutralität Österreichs. Wir schützen sie.“ Ab 2026 soll das System beim Bundesheer zulaufen.
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