Wien bleibt wegen des Heumarkt-Bauprojekts auf der Roten Liste der UNESCO. Die Stadt bietet nun um 6,7 Meter geschrumpfte Pläne an. Wieder einmal. Das ist aber noch immer deutlich höher als die Vorgaben der Welterbe-Kommission.
Im saudischen Riad hat Wien offenbar versucht, die UNESCO mit ein wenig Basar-Mentalität zu überreden, dass sie Wien von ihrer Roten Liste nimmt. Es hat nicht funktioniert: Die Innenstadt bleibt wegen des Heumarkt-Projekts bedrohtes Welterbe.
Woller hofft auf gutes Ende im Sommer 2024
Wiens UNESCO-Beauftragter, Landtagspräsident Ernst Woller, hatte bei der Sitzung in Riad überraschend ein neues Kompromissangebot des Bauherrn Wertinvest aus dem Hut gezaubert: Man sei bereit, den derzeitigen Entwurf noch einmal um 6,7 Meter zu kürzen und etwas schmäler zu bauen. Das würde statt 56,5 Metern zwei Stockwerke weniger und eine Bauhöhe von 49,9 Metern bedeuten. Woller ist zuversichtlich, dass sich die UNESCO damit zufrieden geben wird und „mit einer Streichung von der Liste der gefährdeten Welterbestätten in der 46. Sitzung des Welterbekomitees im Sommer 2024 gerechnet werden kann“.
Die weitere Reduzierung des Projekts wird als positive Entwicklung in Richtung der Vereinbarkeit mit dem Welterbe gesehen.
Wiens UNESCO-Beauftragter, Landtagspräsident Ernst Woller
Bild: SPÖ Wien
Das Problem daran: Die UNESCO sagt seit 2012 unverändert, dass die derzeitige Bauhöhe des Hotel Intercontinental (43 Meter) die maximal verträgliche Höhe für das Wiener Stadtbild an dieser Stelle sei. Künftige Projekte sollten laut dem Komitee am besten sogar niedriger gebaut werden. Höflich wird im offiziellen Sitzungsprotokoll allerdings vermerkt, dass Wien Fortschritte bei dem Konflikt gemacht habe.
Die Fortschritte - die UNESCO erwähnt etwa Managementplanung - verbuchen die Neos als ihren Erfolg, ebenso wie die Bereitschaft des Investors zu weiteren Kompromissen. Im Unterschied zu Woller bleibt Stadtentwicklungssprecherin Selma Arapovic aber skeptisch: „Jetzt gilt es, die Überprüfung des adaptierten Projektes abzuwarten, um weitere politische Entscheidungen treffen zu können.“
Offenbar hat unser Widerstand ein Einlenken des Investors bewirkt. Das Weltkulturerbe gilt es zu bewahren.
Neos-Stadtplanungssprecherin Selma Arapovic
Bild: NEOS Wien
Beim Heumarkt-Projekt steht jedenfalls wieder einmal alles auf Anfang: Die neuen Pläne müssen erst ausgearbeitet und der UNESCO vorgelegt werden. Vermutlich Anfang nächsten Jahres wird sich eine Abordnung des Welterbe-Komitees in Wien ein Bild davon machen. Bei der nächsten Komitee-Sitzung in einem Jahr soll über die Pläne entschieden werden.
Bund erinnert Wien an völkerrechtliche Pflicht
Schon jetzt gibt es aber mahnende Worte von Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer - an Wien und speziell wohl an Woller gerichtet, der zuletzt noch gegen die UNESCO gewettert hatte. Das Welterbe sei „kein Thema für innerösterreichische Auseinandersetzungen“, sondern eine völkerrechtliche Verpflichtung, die man gemeinsam wahrnehmen müsse, so Mayer.
In der Stadt spricht ÖVP-Planungssprecherin Elisabeth Olischar von einem „peinlichen Schauspiel“, das die Stadt vor der UNESCO biete: Wien müsse endlich von der Roten Liste. FPÖ-Planungssprecher Toni Mahdalik zeigte sich zumindest erleichtert, dass Woller in Riad nicht „weiter gerotzlöffelt“ habe.
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