Der Salzburger Zoo sperrt nach der tödlichen Nashorn-Attacke am Freitag wieder auf. Die Polizei stoppte alle Ermittlungen - doch viele Fragen bleiben weiter offen. Wieso musste die Tierpflegerin Juliane K. sterben?
„Sie haben erst im Frühjahr geheiratet, waren total nette Menschen. Es ist einfach schrecklich.“ Nachbarn versuchen das Unbegreifliche zu erklären, die richtigen Worte für die Tragödie zu finden. Es gelingt ihnen nur schwer. Selbst Ermittlern ist der exakte Unfallhergang Tage später noch völlig unklar.
Fakt ist: Das Nashorn „Yeti“ tötete am Montagmorgen im Salzburger Zoo die Tierpflegerin Juliane K. (33). Ihr Ehemann Christopher eilte ihr zu Hilfe und erlitt dabei schwerste Verletzungen am Oberschenkel. Das Paar lebte in der Tennengauer Gemeinde Adnet – zusammen mit vielen Tieren in einem abgelegenen Bauernhaus. „Es war fast ein kleiner Privatzoo“, nennt es ein Gemeindebürger.
Wann der verletzte Mann nach Hause zurückkehren kann, steht noch nicht fest. Er wurde noch am Montag operiert, ist außer Lebensgefahr. Er weiß mittlerweile, dass seine bayerische Frau die Attacke nicht überlebt hat. Die Polizei konnte ihn bereits zu den Geschehnissen befragen. Einzelheiten will man nicht bekannt geben. „Das ist nicht presserelevant“, heißt es knapp auf „Krone“-Anfrage. Das Arbeitsinspektorat habe jedenfalls keinerlei Mängel feststellen können. „Seitens der Polizei gibt es keine weiteren Ermittlungen“, teilt die Exekutive mit. Eine Obduktion des Leichnams gab es nicht. Dennoch bleibt die Frage: Wie konnte das Unglück im Tiergarten passieren? „Wir werden es wohl nie erfahren“, meint dazu die gezeichnete Zoo-Chefin Sabine Grebner.
Wurde die Pflegerin in Gehege geschleudert?
Am Unfallort - dem Nashorn-Innengehege - gibt es keine Kameras. Die Pflegerin wollte dem 30-jährigen Nashorn „Yeti“, wie berichtet, einen Insektenschutz auf die Haut auftragen. „Kein Pfleger darf direkt zu den Nashörnern. Zwischen Tier und Mensch gibt es dabei immer eine Barriere“, sagt Grebner. Im Nashorn-Innengehege sind dies massive Beton-Poller. Zwischen den Pollern ist ein Abstand von rund 40 Zentimetern zum Hinein- und Hinausgehen. Juliane K. könnte mit dem Horn über die Poller geschleudert worden sein. „Aber das sind reine Spekulationen“, sagt die Zoo-Chefin. Und: „Unsere Pflegerin hatte sehr viel Erfahrung. Sie hat sicher alle Sicherheitsvorkehrungen eingehalten.“ Zusätzliche Video-Überwachungen im Innengehege soll es auch künftig nicht geben.
Die Belegschaft war wie in Trance. Die Nashörner waren extrem irritiert. Es sind sehr sensible Tiere. Sie haben den Aufruhr wahrgenommen.
Zoo-Chefin Sabine Grebner
Bild: Tschepp Markus
Der Zoo selbst sperrt erst am Freitag wieder auf. Bei der Belegschaft sitzt der Schock immer noch tief. „Sie haben den Unglückstag wie in Trance erlebt“, sagt Grebner. Dennoch seien tags darauf fast alle zur Arbeit erschienen. Zusammen mit dem Kriseninterventionsteam versuchte man bei einem gemeinsamen Frühstück die Geschehnisse zu verarbeiten. Im Zoo gibt es mittlerweile eine Gedenkstätte, wo die Tierpfleger Kerzen aufgestellt haben.
Nashorn „Yeti“ bleibt weiter im Salzburger Zoo
Das 1,8 Tonnen schwere Nashorn „Yeti“ dürfte in Salzburg bleiben. Pfleger kümmern sich bereits jetzt wieder um den Dickhäuter. Grebner: „Sollten unser Mitarbeiter allerdings irgendwann entscheiden, dass sie mit ihr nicht mehr arbeiten können, kommt sie in einen anderen Zoo.“
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