21-jähriges Opfer

Todeslenker (82) hatte keinen Führerschein mehr

Oberösterreich
14.09.2023 14:51

Ein Fehler beim Abbiegen kostete vergangene Woche das Leben von Christian S. Ein Autofahrer (82) übersah den 21-Jährigen, dieser konnte nicht mehr ausweichen und starb an Ort und Stelle. Jetzt stellte sich heraus, dass der Unfall gar nicht passieren hätte dürfen. Denn: Der Senior hatte keinen Führerschein mehr.

„Die Betroffenheit ist noch immer groß“, sucht Josef Leimer, Bürgermeister von Helpfau-Uttendorf, nach dem Ableben von Christian S. nach den richtigen Worten. Am Mittwoch fand das Begräbnis des 21-Jährigen unter riesiger Anteilnahme statt. Der Motorradfahrer war genau eine Woche zuvor in der Nachbargemeinde Geretsberg aus dem Nichts aus dem Leben gerissen worden. Gemeinsam mit zwei Freunden hatte er am Mittwochabend eine Ausfahrt gemacht, als ihn ein 82-jähriger Autofahrer beim Linksabbiegen übersah.

Auf weiteres Auto geschleudert
Christian S. krachte frontal in die Beifahrerseite des roten Opel, wurde auf ein weiteres Fahrzeug und anschließend in den Straßengraben geschleudert. Die geschockten Freunde mussten mitansehen, wie die Ersthelfer den Kampf um das junge Leben verloren. Jetzt wurde bekannt, dass der schreckliche Unfall gar nicht passieren hätte dürfen. Der Unfalllenker hatte nämlich schon seit Längerem keinen Führerschein mehr, das wurde von der Polizei auf „Krone“-Anfrage bestätigt.

Kerzen und Blumen an der Unfallstelle erinnern an das Opfer. (Bild: Scharinger Daniel)
Kerzen und Blumen an der Unfallstelle erinnern an das Opfer.

Erwachsenenvertreter wurde abgelehnt
Gerüchten zufolge soll es wegen Demenz und geistiger Verwirrtheit zu der Abnahme gekommen sein. „Zu einem laufenden Verfahren geben wir keine Auskunft“, heißt es dazu nur aus der zuständigen Bezirkshauptmannschaft Braunau. Doch der 82-Jährige war auch in seiner Heimatgemeinde kein Unbekannter.

Fakten

Pkw-Lenker unter 20 Jahren sowie jene ab 75 Jahren verursachten laut Statistik Austria im Zeitraum 2018 bis 2022 anteilsmäßig am häufigsten Straßenverkehrsunfälle mit Personenschaden. Im Gegensatz dazu waren Pkw-Lenker zwischen 45 und 49 Jahren am seltensten als Verursacher in Unfälle verwickelt. Männer verursachten mehr Unfälle als Frauen.

„Wir haben schon vor längerer Zeit versucht, dem Mann einen gerichtlichen Erwachsenenvertreter zur Seite zu stellen. Es gibt keine unmittelbaren Verwandten mehr“, erklärt der Bürgermeister der Innviertler Gemeinde im Gespräch mit der „Krone“. Das sei damals allerdings daran gescheitert, dass der Mann als zurechnungsfähig eingestuft wurde.

Heimplatz gefunden, aber wollte nicht bleiben
Deshalb hatte die Gemeinde auch keine Handhabe, als sie im Frühjahr einen Platz in einer Einrichtung für den Senior gefunden hatte, dieser aber nicht dort bleiben wollte. „Zwangseinweisen geht nicht. Wir haben ihn dort nicht halten können. Im gemeinsamen Gespräch mit den Nachbarn und Angehörigen hat man geglaubt, dass es schon geht, wenn er wieder daheim ist“, berichtet der Bürgermeister. Auch von der mobilen Pflege wurde der Mann regelmäßig betreut.

Dass der 82-Jährige keinen Führerschein mehr besaß, wusste der Bürgermeister nicht. Immer wieder habe er ihn mit dem Auto herumfahren gesehen, etwa zum Einkaufen in den Supermarkt. „Ich mache mir keine Vorwürfe, wir haben alles probiert. Der Ausgang ist natürlich sehr tragisch“, so der Ortschef.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt