Bürger demonstrierten
Erste Migranten verließen Lampedusa wieder
Am Donnerstagabend ist die Lage auf der süditalienischen Insel Lampedusa weiter angespannt. Wie berichtet, sind seit Montag mehr als 9000 Migrantinnen und Migranten angekommen (siehe Video oben). Etwa ein Drittel hat die Insel in Richtung Sizilien und Festland inzwischen wieder verlassen. Die Bürgerinnen und Bürger sprachen von einer Lage, die außer Kontrolle geraten sei.
Sie protestierten am Donnerstag vor dem Rathaus. „Seit 30 Jahren sind wir mit der Migrationsproblematik konfrontiert. So kann es nicht weitergehen“, sagten einige Demonstrierende. Am Donnerstagabend war ein Fackelzug aus Solidarität mit einem Baby geplant, das am Mittwoch bei der Landung auf Lampedusa ins Wasser gefallen und ertrunken ist. Die 17-jährige Mutter, die sich retten konnte, wird zurzeit medizinisch versorgt.
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400 Neuankömmlinge
„Die Lage auf der Insel ist komplex, aber sie normalisiert sich“, sagte Francesca Basile, Sprecherin des Roten Kreuzes auf Lampedusa. Die Bevölkerung würde beim Verteilen von Lebensmitteln und Wasserflaschen für die Migrantinnen und Migranten helfen. Das Rote Kreuz verwaltet die Flüchtlingseinrichtung, die derzeit 4200 Menschen beherbergt. Am Donnerstag trafen wieder neun Boote mit fast 400 Menschen an Bord auf Lampedusa ein. Das von der NGO „Sea Watch“ betriebene Rettungsschiff „Aurora“ nahm 84 Menschen mit, die sich auf zwei seeuntauglichen Booten befanden.
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Gleichzeitig haben ungefähr 3000 Migrantinnen und Migranten die Insel am Donnerstag wieder verlassen. Sie sind Richtung Sizilien und Festland unterwegs. Der Stadtrat der Mittelmeerinsel hatte am Mittwoch den Ausnahmezustand ausgerufen. „Wir fordern eine strukturelle Lösung, denn wir können diese Migrationsströme allein nicht mehr bewältigen“, sagte Bürgermeister Filippo Mannino. Er forderte, dass Marineschiffe eingesetzt werden, die Boote mit Migrantinnen und Migranten vor der Küste Lampedusas aufgreifen, bevor sie die Insel überhaupt erreichen.
14 Millionen Euro von EU
Die Europäische Kommission steht bereits in Kontakt mit den italienischen Behörden. Laut eigenen Angaben sind etwa 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der EU-Asylagentur und von Frontex im Einsatz vor Ort. Finanziell werde Italien mit 14 Millionen Euro Nothilfe unterstützt, hieß es. Das Geld solle helfen, die Migrantinnen und Migranten zu versorgen und von der Insel zum Festland zu transportieren.
Das österreichische Innenministerium steht laut eigener Aussage ebenfalls mit den italienischen Behörden in Kontakt. Die Überwachung auf dem Brenner werde intensiviert. Fachleute gehen aber ohnehin davon aus, dass die meisten Migrantinnen und Migranten in Italien bleiben oder nach Frankreich weiterreisen, zumal viele von ihnen Französisch sprechen.
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