Hilfe läuft an
Libyen: Hunderttausende von Katastrophe betroffen
Nach den verheerenden Überschwemmungen in Libyen benötigen nach Einschätzung des Nothilfebüros der Vereinten Nationen Hunderttausende von Menschen dringende Hilfe. Besonders im Nordosten des Landes ist die Lage kritisch.
Fast 900.000 Menschen in fünf Provinzen des Bürgerkriegslandes lebten in Gebieten, die vom Sturm „Daniel“ und den dadurch ausgelösten Sturzfluten „direkt und in unterschiedlichem Ausmaß“ betroffen sind. In einem Dringlichkeitsappell rief das UN-Büro für humanitäre Hilfe zu Soforthilfen in Höhe von 71,4 Millionen Dollar (rund 67 Mio. Euro) auf, „um den dringenden Bedarf von 250.000 am stärksten betroffenen Libyern zu decken“.
Die internationale Hilfe läuft langsam an. Zahlreiche Länder haben Hilfe angeboten. Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen kündigten die Ankunft eines Notfallteams an. Es bestehe aus Logistikern und medizinischem Personal. Man bringe zudem Notfallausrüstung mit zur Behandlung von Verletzten und Leichensäcke für Libyens Wohlfahrtsorganisation Roter Halbmond. Weitere Hilfe kommt unter anderem aus den Nachbarländern Ägypten, Tunesien und Algerien sowie der Türkei. Auch Frankreich, Niederlande und Italien boten Unterstützung an.
An Bord der Transportschiffe und -flugzeuge befinden sich neben Rettungskräften auch zahlreiche humanitäre Güter. Das Welternährungsprogramm (WFP) hat die Versorgung Tausender Familien in den Katastrophengebieten mit Lebensmitteln aufgenommen. Für mehr als 5000 Familien werde dringend benötigte Nahrungsmittelhilfe bereitgestellt, teilte die Organisation mit.
Kriegsparteien kooperieren miteinander
„Daniel“ hatte das nordafrikanische Land am Sonntag erfasst. Nahe der besonders betroffenen Stadt Darna brachen zwei Dämme, ganze Viertel der 100.000 Einwohner zählenden Stadt wurden regelrecht ins Meer gespült. „Wir erwarten eine sehr hohe Zahl von Opfern“, sagte Bürgermeister Abdel-Moneim al-Gheithy dem arabischen Sender Al-Arabija. Ausgehend von den zerstörten Bezirken könnten es „18.000 bis 20.000 Tote sein“. Bisher wird offiziell von mehr als 5000 Toten geredet.
Es werden auch Seuchen befürchtet, da Sanitäreinrichtungen zerstört sind, die Wasserversorgung vielerorts unterbrochen ist. Leichen von Flutopfern liegen einfach in den Straßen herum, da Leichenhallen in Spitälern bereits aus allen Nähten platzen. Wenn es etwas Positives inmitten dieser Not gibt, ist es die Tatsache, dass die beiden verfeindeten Regierungen Libyens - eine mit Sitz im Osten, die andere mit Sitz im Westen - nun miteinander kooperieren, um den Menschen möglichst rasch helfen zu können.
Folgt auf Schock offene Wut über Behörden?
Beobachter befürchten auch, dass sich die Wut über die Katastrophe auf den Straßen entladen könnte. „Der Schock, der in den kommenden Wochen in offene Wut umschlagen könnte, ähnelt dem, was die Aufstände Anfang 2011 auslöste“, schreibt der Experte Jalel Harchaoui auf X (vormals Twitter).
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