Seit sechs Jahren ist Peter Schöttel beim ÖFB Sportdirektor - jetzt erleichtert die Euphorie auch seine Arbeit. Mit der „Krone“ sprach er über Rangnick, Aha-Momente und die EURO.
Umzugskartons auf den Gängen, ein Computer-Schreibtisch, Bücher und zwei Trophäen … „Willkommen in meinem feudalen Büro“, empfing Peter Schöttel lachend die „Krone“ im Happel-Oval. Der spartanische Arbeitsbereich des ÖFB-Sportdirektors ist längst nicht mehr zeitgemäß, passt so gar nicht zur Euphorie, die Alaba und Co. wieder ausgelöst haben.
„Krone“: Herr Schöttel, wie hat der Sportdirektor das 3:1 in Stockholm gefeiert?
Schöttel: Mit dem ganzen Team in der Kabine, dann im Bus. (lacht) Es wurde wieder inbrünstig gesungen. Klassisch: Austropop. Es war ein besonderer Moment.
Sie sind jetzt seit sechs Jahren ÖFB-Sportdirektor, hatten vier Präsidenten - was war die größte Entwicklung?
Wir sind viele Projekte angegangen. Ich bin immer sehr bemüht, dass man den ÖFB nicht ausschließlich mit den Erfolgen des A-Teams in Verbindung bringt. So halte ich es auch jetzt. Es ist das Zugpferd. Der Verband hat weit mehr zu bewältigen.
Aber ...
Aber die gute Stimmung erleichtert viel. Mit Ralf Rangnick und seiner Arbeit ist der erhoffte Impuls gelungen. Er ist als Experte anerkannt, es ist ihm gelungen, Selbstvertrauen und Selbstverständnis in uns alle zu bringen.
Wie läuft Ihre Zusammenarbeit? Wie viel Einfluss haben Sie auf seine Arbeit?
Wir haben einen engen Austausch. Beim A-Team entscheidet er. Mir hat von Anfang an imponiert, dass er sehr offen, nicht distanziert ist, zu jedem Thema eine Meinung hat.
Was kann Rangnick von Österreichern lernen?
Er steht ständig unter Strom, ist sehr ungeduldig. Er musste lernen, dass ein Verband anders als ein Verein strukturiert ist.
Gab es für Sie Aha-Momente mit Rangnick?
Er ist so klar und rhetorisch gut, dass er es auch vor euch Journalisten immer auf den Punkt bringt. Er hat auch die Mannschaft beim ersten Treffen sofort gehabt. Er ist klar in dem, was er will. Er verlangt nichts Unmögliches, aber eine exakte Umsetzung. Und er sucht ständig Verbesserungspotenzial.
Hatten Sie jetzt keine Sorge, Deutschland könnte ihn doch noch abwerben?
Nein, er hat sich klar zu Österreich committet. Es gab auch keine Anfrage.
Beim ÖFB hat die Vorbereitung auf die EURO begonnen, worauf wird bei der Quartierwahl geachtet?
Wir sind in der Pflicht, Top-Bedingungen zu bieten. So wie rund um die letzte EM in Seefeld. Jetzt sind wir an Deutschland gebunden, wir beschäftigen uns seit einem Jahr damit, sind vorbereitet.
Nach der EURO 2021 haben Sie gesagt, dass unserem Team noch Spieler in allen europäischen Top-Ligen fehlt - das ist jetzt auch der Fall.
Es ist eine gute Entwicklung, dass unser Aushängeschild jetzt bei Real spielt, auch Arnautovic bei einem Top-Klub in Italien, Danso in Frankreich. Wir sind nicht mehr so Deutschland-lastig.
Wo ist dann die Grenze für unser Nationalteam?
Zuerst müssen wir uns einmal qualifizieren. Wenn man die Gruppenphase übersteht, ist viel möglich. Wir sind für die ganz großen Nationen ungut zu spielen. Wir sind aggressiv, präsent, haben individuelle Qualität. Wir werden bei der EURO eine gute Rolle spielen. Ralf vermittelt jeden Tag, dass wir was Großes erreichen können.
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